2 Technische Voraussetzungen: Soundchips Die Vorstellung der technischen Voraussetzungen von Soundchip-Musik ist in die-ser Arbeit das zentrale Element, hat sie doch zum Ziel, herauszuarbeiten, in wel-chem Umfang Form und Klangästhetik der Computerspielmusik mit den techni-schen Grundlagen ihrer Klangerzeugung zusammenhängen, also in wie weit sich ihre Verwurzelung in der jeweiligen technischen Entwicklungsumgebung auf die musikalische Gestaltung auswirkt. Da Soundchip-Musik, wie in der Einleitung er-läutert, als Medienmusik und damit als von ihren technischen Voraussetzungen wie ihrer Medienrealität abhängige Musik begriffen wird, markiert die Vorstellung der technischen Voraussetzungen von Soundchip-Musik den ersten Teil. Es lässt sich tautologisch sagen, die technischen Voraussetzungen von Soundchip- Musik seien Soundchips. Einer weiter gefassten Perspektive folgend muss als techni-sche Voraussetzung von Soundchip-Musik jedoch die Gesamtheit der zur Musiker-zeugung nötigen Technik betrachtet werden. Diese umfasst neben den Soundchips auch Speicherplatz und -medium, sowie Beschränkungen, die aus ihrer Funktion als Computerspielmusik folgen, und die Implikationen der zur Programmierung not-wendigen Software. Eine umfassende und detaillierte Vorstellung dieser Punkte ist im Hinblick auf die erwähnte Literaturlage kaum zu leisten, dennoch soll eine erste, diese Bereiche berücksichtigende Aufarbeitung des Themas angeschoben werden. Der für diese Arbeit zentrale Begriff der Soundchips existiert in der Literatur bisher kaum,1 weshalb sich an dieser Stelle eine Definition anbietet: Soundchips sind integrierte Schaltkreise (ICs, Chips), die ab Ende der 1970er Jahre zur Erzeu-gung von Klang und Musik speziell für Spielautomaten und später auch Spielkon-solen und Heimcomputern entwickelt werden, um die teure und aufwendige, auf diskreten, analogen Schaltkreisen basierende Klangerzeugung früher Spielautoma-ten ersetzen zu können. Soundchips lassen sich am offensichtlichsten nach Art der Klangerzeugung gliedern. So lässt sich differenzieren zwischen – den auf einfachen Wellenformen basierenden Soundchips (PSGs),2 – auf dem Verfahren der Frequenz Modulation basierende (FM-)Chips, – und Soundchips, die die nötigen Berechnungen für das Verfahren des Samplings leisten.3 1 Begriffe wie »Audio Device« oder gar Instrument mögen als Oberbegriff für Hardwarelösungen, die Klang und Musik in digitalen Systemen erzeugen, sinnvoll erscheinen. In dieser Arbeit soll für solche jedoch allgemein der Begriff Soundchips benutzt werden, wobei anzumerken ist, dass die Klangerzeugung von Famicom/Nes und PC-Engine nicht auf speziellen Soundchips basieren, sondern in die jeweilige CPU integriert ist. 2 PSG steht für »Programmable Sound Generator«. Die auf einfachen Wellenformen basieren-den, frühen Soundchips werden so im Englischen bezeichnet. 3 Die verschiedenen, teilweise auch in FM-Soundchips integrierten Verfahren des Samplings werden allgemein durch die Abkürzungen PCM (Pulse Code Modulation) und PWM (Pulse Width Modulation) bezeichnet. Pulse Code Modulation bezeichnet das unkomprimierte Wan-deln analogen Klangs durch Speichern von verschiedenen Werten in einem von der Bit-Tiefe