14 Technische Voraussetzungen: Soundchips 2.2.2 Atari Pokey Atari 400/800 (1979) Atari 5200 (1982) CPU; Takt- 6502A; 1,79 MHz 6502;1,79 MHz frequenz RAM 8 bis 48 kB 2 kB Datenträger Modul, Diskette, Kasette Modul Kapazität 2kB–ca.100kB bis 32 kB Der Atari CO 12294 Pokey (Potentiometer and Keyboard Integrated Circuit) ist einer von drei speziell für die 1979 erscheinende Atari Heimcomputer-Serie 400/800 von einem Team unter Leitung von Jay Miner bei Atari entwickelten »Custom Chips«. Der Pokey ist neben der Abfrage des Keyboards, der Verwaltung von seriellen Daten und Potentiometer-Eingängen auch für die Klangerzeugung zuständig (vgl. Forster 2005: 34ff). Er stellt den historisch ersten, unter kompo-sitorischen Gesichtspunkten ernst zu nehmenden Soundchip dar, verfügt er doch über eine vierstimmige Klangerzeugung (Rechteckwellen und Rauschen), die sei-nen flexiblen Einsatz als Klangerzeuger erlaubt. Der Soundchip wird in Atari- Spielautomaten wie z. B. Battlezone, Centipede oder Tempest (Atari, 1980, 1980, 1981) sowie der Nachfolgekonsole des VCS, dem Atari 5200 (ab 1982) einge-setzt, in welchen er vor allem für Soundeffekte zuständig ist. Die Klangerzeugung klingt besonders in den Basslagen wenig überzeugend, wie Warhol im Interview bemerkt (Warhol 2005) und ein Hörtest verschiedener Spiele im Emulator bestä-tigt. Die nachfolgenden Details entstammen dem »Pokey Data Manual«, in dem der Chip von Atari dokumentiert wurde, wenn auch in kryptischer Form. Laut Le-vy (1994: 316ff) ist der Atari 800 gegenüber anderen Heimcomputern der selben Zeit äußerst mangelhaft dokumentiert, vermutlich auch weil Atari als Hardware-und Software-Hersteller viele der möglichen Features (z. B. mehr als die acht un-ter BASIC darstellbaren Farben) aus dem Gedanken heraus, die eigens entwickelte Software solle konkurrenzlos bleiben, nicht dokumentierte.21 Der Pokey verfügt über vier Rechteckwellen generierende Tonkanäle, deren Ton-höhen via der Werte aus den 8 Bit-Registern AUDF1–4 errechnet werden.22 Mit Hilfe des »Audio Control«-Register AUDCTL lassen sich globale Einstellungen für den Klangeinsatz steuern. Das Register bietet die Wahl der Periode des Rauschge-nerators und alternative Einstellungen der Eingangstaktfrequenz.23 Des weiteren lassen sich die Kanäle 2 und 4 mit den Kanälen 1 und 3 koppeln, wodurch die ver-bundenen AUDF Register wie ein 16 Bit-Register behandelt werden. Für den nun 21 Levy beschreibt den Prozess des ›Reverse Engineering‹, welches es dem jungen Programmierer John Harris erlaubte, viele der undokumentierten Funktionen des Atari 800 in seinen Spielen zu nutzen (vgl. Levy 1994: 317f). 22 Die Formel Fout = (Fin) (2N) erlaubt die Errechnung der klingenden Frequenz aus der Eingang-staktfrequenz und dem 8 Bit Wert aus AUDFx, wobei N dem in das jeweilige AUDF Register geschriebenen Wert zwischen 0 und 255 addiert mit 1 entspricht und damit zwischen 1 und 256 liegen kann. 23 Der Standardwert für die Eingangstaktfrequenz beträgt 64 kHz, geringe Abweichungen gegen-über diesem Idealwert nennt das »Pokey Data Manual« für NTSC-Geräte. Die Abweichung liegt mit unter 0,1% jedoch im tolerierbaren Bereich. Über die Register-Bits D5 und D6 wird die Frequenz der Tonkanäle 1 und 3 mit 1,79 MHz statt 64 kHz errechnet. Sofern das Bit D0 gesetzt ist, wird die Frequenz von 64 kHz durch 15kHz ausgetauscht, was jeweils zu anderen Skalen führt.