2.4 Die Bedeutung der PSGs für Soundchip-Musik 35 Anwender stehen bald eine breite Palette spezieller Soundeditoren für den SID-Chip zur Verfügung.61 Das Nes stellt durch zahlreiche Titel mit qualitativ hochwertiger Spielmusik so-wie die große Verbreitung der Konsole für die Entwicklung von Computerspielmusik eine wichtige Plattform dar. In den Hoch-Zeiten von Nes und Commodore C64 ab Mitte der 1980er Jahre haben Komponisten von Spielmusik in dem subkulturel-len Milieu der ›Spielefreaks‹ erstmals einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt.62 Aus Europa seien für die erste Generation der Heimcomputer-Komponisten der Deutsche Chris Hülsbeck, die Engländer Rob Hubbard und Martin Galway, sowie der Niederländer Jeroen Tel genannt, die allesamt durch ihre Kompositionen auf dem C64 bei Computerspielern berühmt wurden. Auf dem Nes sind es vor allem japanische Komponisten, die bis heute für ihre Musik bewundert werden und einen Kultstatus erlangt haben, wie der Final Fantasy-Komponist Nobuo Uematsu,63 der Nintendo-Komponist Koji Kondo, der unter anderem die Spielserien Super Mario Bros. (Nintendo, ab 1985) und The Legend of Zelda (Nintendo, ab 1986) musikalisch untermalte und Koichi Sugiyama, der die v. a. in Japan populäre Rollenspiel-Serie Dragon Quest (Enix, ab 1986) vertonte.64 Die ge-nannten Komponisten haben mit ihren Kompositionen qualitative Pionierarbeit geleistet. Die massenhafte Verbreitung bestimmter Spiele führte zu einer ebenso großen Verbreitung der in ihnen enthaltenen Musikstücke, so dass diese in das kollektive Gedächtnis der ersten computerspielenden Generation einzogen.65 Ein als solcher wahrgenommener Eigenklang von Computerspielmusik konnte sich also erst durch die weite Verbreitung der Hardware, verbunden mit der fort-schreitenden musikalischen Untermalung der Spiele bilden, wofür in Computerspiel- Plattformen abseits der Spielhalle erst ab 1982 die Voraussetzung in Form des C64 geschaffen wurden.66 Auch Belinkie klammert die frühen Anwendungen von Soundchip-Musik aus seiner Betrachtung von Computerspielmusik aus: »The hi- 60 In der musikwissenschaftlichen Literatur steht bei der Betrachtung der Heimcomputer ihr Einsatz als MIDI-Steuerzentrale im Vordergrund. Eine Ausnahme stellt der 1984 in Europa eingeführte MSX-Musik Computer Yamaha CX5M dar, der die FM-Synthese für den Musiker erstmals anschaulich macht. 61 Der Programmierung in BASIC widmen sich u. a. Dachsel 1984, Barrett/Colwill 1985 und Vogel/Scrimshaw 1984. Aichner (1986: 198ff) bietet eine Auswahl der bis dahin erschienenen Programme zur Klangbearbeitung. 62 Vor der Heimcomputer-Zeit fanden die für die Musik in Computerspielen zuständigen Personen nur selten Erwähnung in den spielbegleitenden Credits. Musikprogrammierung wurde in der Frühzeit der Computerspiele kaum als kreative, künstlerische Tätigkeit angesehen. 63 Die Final Fantasy-Serie des japanischen Herstellers Square wird seit 1987 fortgesetzt und ist mittlerweile (2005) bei über fünfzehn verschiedenen Veröffentlichungen auf diversen Sy-stemen angelangt. Nobuo Uematsu hat seit dem ersten Teil die Musik für die meisten Teile komponiert. 64 In Amerika sind der erste Teil der Serie sowie die Fortsetzungen unter dem Namen Dragon Warrior erschienen, in Europa wurden die Nes-Versionen nicht veröffentlicht. 65 Sheff (1993: 72) zufolge wurden von den zwischen 1985 und 1991 produzierten acht Super Mario-Spielen in jenem Zeitraum weltweit über 60 Millionen Exemplare verkauft. Laut dem Webzine »gamecubicle« wurden bis 2001 insgesamt 120 Millionen Mario-Spiele für die ver-schiedenen Nintendo-Plattformen abgesetzt, die allesamt neben jeweils neuen Musikstücken auch Neubearbeitungen der alten Themen enthalten (http://www.gamecubicle.com/features-mario- units_sold_sales.htm; 15.06.2005). 66 Die Konsolen der ersten Generation, Atari VCS, Atari 5200, Intellivision und Cole-covision boten einerseits nicht genügend Ressourcen, um aufwendige Musik-Routinen zu im-