2.5 FM-Synthese und Sampling: neue Möglichkeiten der Klangerzeugung 41 von für das PC-Engine portierten Arcade-Spielen, bei denen sich die z. B. gegen-über den Nes-Versionen erweiterten Möglichkeiten der Klanggestaltung deutlich hörbar sind. Ein gutes Beispiel für einen derartigen Vergleich von Spielmusik auf verschiedenen technischen Plattformen sind die Adaptionen berühmter Themen der klassischen Musik in den auf mehreren Konsolen erschienenen Umsetzungen des Spielautomaten-Titels Parodius (Konami, 1990), die deshalb im Hörvergleich (Kapitel 3.5) verwendet werden. 2.5.2 FM-Synthese: die Yamaha YM-Soundchips 1983 wird der erste auf dem Verfahren der Frequenzmodulation basierende,79 pro-fessionelle Synthesizer, der Yamaha DX 7, auf dem Markt eingeführt, welcher bis heute zu den meistverkauftesten elektronischen Musikinstrumenten zählt (Rusch-kowski 1998: 304f).80 Bereits Ende der 1960er Jahre entwickelt John Chowning das Verfahren an der Stanford University. Die Lizenzrechte werden an Yamaha ver-kauft, wo das Verfahren zur Marktreife gebracht wird. Neben ihrem Hauptanwen-dungsgebiet in programmierbaren, digitalen Synthesizern werden die von Yamaha gefertigten FM-Chips bald auch in Spielautomaten verbaut. Die relevantesten Modelle hiervon sind die Typen YM 2151 OPM, YM 2203 OPN, YM 2413 OPLL, YM 2610 OPNB, YM 3526 OPL sowie YM 3812 OPL-II.81 Die Chips unterscheiden sich vor allem in der Anzahl erzeugbarer Stimmen und im Grad der Komplexität der Klangerzeugung (Anzahl der Operatoren pro Stimme und verfügbare Algorithmen). Unterschiede bestehen außerdem beim Umfang der Eingriffsmöglichkeiten und den integrierten Preset-Instrumenten. Der YM 2203 ist als dreistimmiger FM-Soundchip der technisch einfachste und besitzt sowohl eine FM-Klangerzeugung als auch jene des YM 2149 SSG/AY-Chips. Der YM 2612 besitzt ebenfalls die SSG-Klangerzeugung, beide sind damit abwärts-kompatibel zu für die AY-Chips programmierter Software. Der YM 2151 wird ab 1984 vor allem in Arcade-Automaten eingesetzt und bietet später durch die von Earl Vickers entwickelte »Sinusoidal Modeling«-Algorithmen die Möglichkeit der Sprachsynthese; ein Gebiet, das in vielen Automaten der 1980er Jahre von speziell entwickelten Speech-Synthesis Chips wie dem TI 5520, dem SSI 263 oder dem Votrax SC-01 abgedeckt wird (vgl. Brandon/Fuller 1999: o. S.). Neben der Verwendung in Arcade-Automaten basiert auch der ab Mitte der 1980er Jahre entstehende Markt der PC-Soundkarten in erster Linie auf FM-Soundchips der Firma Yamaha (vgl. Kapitel 2.6.3) Auch 16 Bit-Spielkonsolen werden mit den YM-Chips ausgestattet, so enthält das Sega Mega Drive den FM-Soundchip YM 2612 OPN (2). Dieser besitzt die Möglichkeit, auf einem Kanal 79 Die Funktionsweise der FM-Technologie wird anschaulich erklärt in Ruschkowski 1998 S.295ff. Für detailliertere Informationen empfiehlt sich die Lektüre von Bristow/Chowning 1986. 80 Vor dem DX 7 erscheinen 1982 die ebenfalls auf FM-Synthese basierenden Yamaha- Synthesizer GS1 und GS2. 81 Laut der »Classic Arcade Database« (http://ie.ath.cx/cad/index_audio.htm; 27.10.2004) gibt es allein übder 150 verschiedene Boards mit dem YM 2151, etwa 125 mit dem YM 2203, 173 mit dem YM 2610, 39 mit dem YM 3526 und mehr als 48 Boards mit dem YM 3812, wobei Mehrfachnennungen der Datenbank durch verschiedene Revisionen und Bootlegs in die o. g. Zahlen nicht mit einbezogen wurden.