54 Technische Voraussetzungen: Soundchips 2.6.3 Die Verwendung von FM-Chips im PC Mitte der 1980er Jahre beginnen immer mehr Spielehersteller den PC/AT zu unter-stützen, der mit seiner steigenden Verbreitung und seit der Einführung des 80286- Mikroprozessors und des EGA-Grafikstandards auch für Konvertierungen von Spie-len anderer Plattformen interessant geworden ist. Die Spieler verlangen daher ei-ne bessere klangliche Unterstützung ihrer Plattform, was zu der Entwicklung von meist auf FM-Synthese-Chips der Firma Yamaha basierenden Soundkarten führt. Die meisten dieser besitzen einen Joystick-Port und sind somit auf die Bedürfnisse von Spielern zugeschnitten. 1987 erscheint in Gestalt der IBM Music Feature Card die erste auf einem FM-Soundchip basierende Soundkarte. Als Soundchip dient der YM 2164, welcher in Form des Yamaha FM-Synthesizermodul FB01 und des Korg Synthesizers 707 auch in professionellen Musikstudios zu finden ist (vgl. Göhler 2004, Otten 2004). Die achtstimmige Synthesizerkarte ist außerdem mit einem vollwertigen MPU-401 kompatiblen MIDI-Interface ausgestattet und richtet sich damit sowie angesichts des hohen Preises vor allem an professionelle Anwender. Neben den Firmen Sierra und Microprose unterstützt nur ein weiterer Spielehersteller diese Karte (vgl. Stolz 1992: 12 oder Göhler 2004). Der Datenbank Mobygames.com zufolge gibt es nur 18 erschienene Spiele mit Music Feature Card-Unterstützung.108 Die erste kommerziell erfolgreiche PC-Soundkarte wird 1987 von der kanadi-schen Firma Ad Lib Multimedia entwickelt und basiert auf dem FM-Soundchip YM 3812, welcher eine Weiterentwicklung des in vielen Spielautomaten verwende-ten YM 3526 OPL darstellt. Der YM 3812 wird auch als OPL2 bezeichnet und definiert den sog. Ad Lib-Standard. Er bietet die Möglichkeit, für jeden der 18 Operatoren eine von vier Wellenformen zu wählen, wobei diese aus Teilen von Si-nuswellen generiert werden, wie Abb. 2.7 illustriert. Ein OPL2-Enable-Bit bewirkt, dass für den OPL programmierte Software nicht irrtümlich auf die neuen OPL2-Register zugreift. Alle OPL-Chips bieten die Mög-lichkeit, zwischen zwei Modi auszuwählen: Entweder es klingen alle FM-Stimmen à zwei Operatoren oder eine geringere Anzahl FM-Stimmen à zwei Operatoren mit fünf vordefinierten Perkussionsinstrumenten gemeinsam.109 Viele Spielehersteller unterstützen die Ad Lib-Karte ab 1988, wobei abermals Sierra eine der ersten dieser Firmen darstellt (vgl. Wing o. J.). Die Ad Lib-Soundkarte wird im Paket mit einem Jukebox-Programm für MIDI-Files, einem Sequenzer und einem FM-Synthese- Programm verkauft, besitzt jedoch keinen Joystick-Port. 108 http://www.mobygames.com/attribute/sheet/attributeId,22/ (15.03.2005). 109 Die fünf Perkussionsinstrumente heißen Bass Drum, Snare Drum, Hi-Hat, Tom, und (Top) Cymbal, wovon allein die Bass Drum zwei Operatoren benutzt, der Rest einen. Hi-Hat und Cymbal sind als einzige auf eine Frequenz festgelegt. Der OPL3 (YM 262) besitzt darüber hinaus zwei weitere Möglichkeiten, wenn das OPL3-Enable Bit gesetzt ist: sechs Stimmen à vier Operatoren und sechs Stimmen à zwei Operatoren oder sechs Stimmen à vier Operato-ren, drei Stimmen à zwei Operatoren und die fünf Percussion-Sounds. Die auf vier Operatoren basierenden Algorithmen des OPL 3 bieten aufgrund redundanter Schaltungen weniger kom-plexe Möglichkeiten der Klangsynthese als z. B. der YM 2151 (vgl. Arnost 2000: o. S.). Für die Entwicklung der Musik von Videospielen weniger von Bedeutung sind die später erschei-nenden Soundchips des OPL4-Standards, die nicht mehr allein auf FM-Synthese beschränkt bleiben, sondern wie spätere Yamaha-Soundchips ein GM-kompatibles Set von Wavetable- Sounds enthalten.