4.2 Verfahrensweisen und Tools 109 Die meisten Kompositionstools für Soundchips bieten eine Tracker-Oberfläche, die sich in grundlegenden Punkten von der eines MIDI-Sequenzers unterscheidet.10 Für die mit Soundchips ausgestatteten Heimcomputern (v. a. C64 und Amiga) finden sich eine Vielzahl von Trackern, auf die nicht detailliert eingegangen wer-den soll. Dennoch sollen einige der neueren, teilweise auf Emulationen beruhenden Programme genannt werden. Selbst der Stella/TIA des Atari VCS als technisch einfachster Soundchip wird von Programmierern für die Produktion von populärer Soundchip-Musik benutzt. Er wird dabei von den Musikern durch spezielle, selbst programmierte Musik- Software nutzbar gemacht.11 Für den AY/YM 2149 existiert ein den Chip emu-lierendes VST-PlugIn.12 Der SID-Chip ist durch seinen eigenständigen Klang, der Flexibilität sowie der weiten Verbreitung als Hauptauslöser für die Entstehung des Phänomens der Chiptunes zu werten. Auch die Herkunft der Demo-Szene und der damit verbundene kreative Output ist stark mit dem C64 verbunden. Für die heu-tige Computergeneration existieren verschiedene, auf der Emulation des Chips ba-sierende Programme, wie das vier SIDs gleichzeitig emulierende VST-PlugIn Qua-draSID oder der Goat Tracker.13 Der SID ist auch der erste Soundchip, der als Basis für neue Hardware verwendet wurde: So der professionelle Synthesizer Sid- Station und die Soundkarte Hardsid.14 Das Nes ist ebenfalls ab Ende der 1990er in den Fokus der Szene gelangt. Spielmusik wird seitdem öffentlich zugänglich ge-macht, wobei diese Entwicklung vor allem mit dem NSF (Nintendo Sound File)- Format zusammenhängt. Der Nerd Tracker II (1998) stellt ein DOS-basiertes Tracker-Programm für die emulierte Soundhardware des Nes dar. Nerd Tracker II bietet auch die Möglichkeit, Musikdaten als 6502-Maschinencode zu exportie-ren. 15 Die emulierte Soundhardware des Nes ist außerdem Basis des VST PlugIns 9 Es existieren z. B. das SID-, AY- und YM-Format für die entsprechenden Soundchips (SID, AY-Chip (v. a. MSX) und YM 2149 (Atari St)). NSF-, SPC-, GYM-, HES- und GBS-Format werden vor allem für die Speicherung gerippter Musik aus entsprechenden Nes-, SNes-, Mega Drive-, PC-Engine- und Game Boy-Spielen benutzt. 10 Tracker stellen die verschiedenen Spuren als Spalten dar, in denen entlang der vertikalen Zeitachse in die als Hexadezimal-Zahlen kodierte Anweisungen geschrieben werden. Pro Schritt können pro Spur Klangereignisse getriggert und außerdem verschiedene weitere Parameter- Werte definiert werden. MIDI-Sequenzer wie Cubase (Steinberg) oder Logic (Apple) re-präsentieren die verschiedenen Events entlang einer horizontalen Zeitachse, die grafisch reprä-sentiert werden und feiner quantisiert werden können. 11 Beispielsweise das Programm ›TIAseq‹ von Noah Vawter, (http://www.gweep.net/%7Eshifty/portfolio/tiasequencer/index.html; 25.07.2004) oder auch die Programme ›loopcart‹ und ›synthcart‹ von Paul Slocum (http://www.qotile.net/loopcart.html bzw. http://www.qotile.net/synth.html; 23.07.2004). 12 In der Demo-Szene bekannt geworden ist der Yamaha YM 2149 als Soundchip des Atari St. Daher wird er häufig als YM-Chip bezeichnet. Das diesen emulierende PlugIn YmVST ist als Freeware unter http://www.preromainbritain.com/ymvst (14.03.2005) verfügbar. 13 Das QuadraSID-PlugIn ist eines der wenigen kostenpflichtigen PlugIns aus dem Bereich der emulierten Soundchips, die Webseite des Herstellers findet sich unter http://www.refx.net/pro_QuadraSID.htm (15.06.2005). Der Goat Tracker kann unter http://cadaver.homeftp.net/tools/goattrk2.zip (18.07.2005) heruntergeladen werden. 14 Die Soundkarten hardsid Pci und hardsid quattro Pci bieten bis zu vier originale SID-Chips auf einer Steckkarte, die über MIDI angesteuert werden (http://www.hardsid.com/; 01.08.2005). 15 Die Homepage des Nerd Trackers findet sich unter http://nesdev.parodius.com/nt2/index.html (16.05.2005). Das NSF-Format enthält 6502er-