110 Populäre Soundchip-Musik Peach.16 Neben der Komposition im Tracker oder per emulierter Hardware ist vor allem in Japan eine andere Methode des Zugriffs auf die Klangerzeugung des 2A03 weit verbreitet: Die Famicom-Soundhardware wird mittels CMK-Skriptsprache für die Musikwiedergabe programmiert. Eine Einführung in diese für Europa und USA ungewöhnliche Verfahrensweise gibt Johnson (o. J.). Durch ein Midines getauftes Modul für das Nintendo Entertainment System kann man dieses als MIDI-Expander verwenden.17 Der Nintendo Game Boy ist erst relativ spät für die Musikproduktion nutzbar gemacht worden. Ab dem Erscheinen der als Hobbyprojekte entstandenen Cart-ridges Nanoloop (1998)18 von Oliver Wittchow und Little Sound DJ (2000)19 von Johan Kotlinski setzt ein wahrer ›Boom‹ in der Micromusic-Szene ein. Nano-loop ist ein dreikanaliger 16-Step-Sequenzer, Little Sound DJ ein vierstimmi-ger Tracker mit vielfältigen Möglichkeiten. Beide erweitern die Klangerzeugung des Game Boys mittels einiger Tweaks20 und lassen sich mittels eines MIDI-Interfaces zur MIDI-Clock synchronisieren.21 Für die zeitlich nach den 8 Bit-Konsolen erscheinenden Soundchips gilt der in Kapitel 2.5.6 erläuterte Grundsatz, dass sie im Hinblick auf die ihnen zugrunde lie-genden Verfahren (FM-Synthese und v. a. Sampling) weniger für die »Sound Cul-ture « von Soundchips stehen, sie also auch für populäre Soundchip-Musik seltener benutzt werden. Diese Feststellung ist leicht nachzuvollziehen, stellen doch sowohl FM-Synthese als auch Sampling für die allgemeine elektronische populäre Musik gängige Verfahren dar. Durch ihre vielfältige Klanglichkeit fehlen ihnen gleichzei-tig die auf PSG-Soundchips und Computerspiele verweisende »Sound Signatures«. Dennoch existieren auch für die in Ad Lib und Sound Blaster eingesetzten OPL-Chips eine große Anzahl von im Rahmen der Demo-Szene programmierter Musik. Auch auf dem Amiga wurde für die Demo-Produktion eine große Anzahl von Chiptunes produziert, die eher auf kurzen, gesampelten Wellenformen als auf Samples von Instrumental-Klängen beruhen.22 Maschinencode und ist dem SID-Format ähnlich. Archivseiten für Musik im NSF-Format finden sich beispielsweise unter http://www.zophar.net/nsf/ und http://www.2a03.org (14.07.2005). 16 Peach ist erhältlich unter http://www.tweakbench.com/instruments.php?id=9 (18.07.2005). 17 Die Homepage von Midines lautet http://www.wayfar.net/0xf00000_overview.php (22.07.2005). 18 Eine erste Version des dreistimmigen Nanoloop war bereits 1998 einsatzbereit, ab 1999 star-tete der Vertrieb mit der Version 0.8, im Jahr 2000 war die Version 1.0 fertig (Email von Oliver Wittchow an den Autor. 16.06.2005). Nanoloop 2.0 für Game Boy Advance bietet sogar acht Stimmen (vgl. http://www.nanoloop.de; 14.07.2005). 19 Nach dem Beginn an dem Programm im Sommer 2000, war bereits im Herbst 2000 eine erste lauffähige Version fertiggestellt. Der Vertrieb der 1.0 Version startete im Frühjahr 2001 (vgl. Tasajärvi 2004c). 20 So bieten beide eine Art von Frequenzmodulation, die auf der Technik beruht, die Tonhöhen- Register möglichst schnell (>50 Hz) mit entsprechenden Tonhöhen-Werten zu beschreiben. Little Sound DJ enthält darüber hinaus ein Sample-ROM, das verschiedene Schlagzeug- Samples sowie die 59 Phoneme des Speech-Synthesis-Chips SP0256-AL2 zur Verfügung stellt. 21 Das von Thomas Margolf entwickelte MIDI-Interface für Game Boy wird auf der Seite http://www.firestarter-music.de/lsdj/ dokumentiert, neben dem noch ein zweites Interface für Nanloop angeboten wird, vgl. http://www.nanoloop.de (alle URLs: 22.07.2005).