5 Fazit und Ausblick Im Rahmen dieser Arbeit sollten medienmusikalische Prozesse unter Berück-sichtigung der eigenen »Medienrealität« von Soundchip-Musik beschrieben wer-den. Sie stellt somit eine erste Reflektion des Phänomens der Soundchip-Musik wobei versucht wurde, letztere als Medienmusik zu begreifen. Eine klassisch-musikwissenschaftliche Perspektive wurde dabei vermieden – vielmehr wurde ver-sucht, den von Grossmann postulierten Thesen für eine dem Gegenstand gemäße Herangehensweise gerecht zu werden. So wendet sich dieser gegen die Grundannah-men einer veralteten musikwissenschaftlichen Perspektive auf medienmusikalische Prozesse: »Solange medienmusikalische Prozesse primär unter dem Blickwinkel des ›Vermittelns‹ bzw. ›Abbildens‹, bzw. der Manipulation, der Täuschung oder Simulation betrachtet werden [. . . ], bleibt Musik in den Medien lediglich als Reproduktion oder Substitut akzidentiell zu einer unabhängig von ihren Mit-teln existenten ›wahren‹ Musik. Die zu beschreibende Differenz liegt m.E. gerade nicht auf dichotomischen Ebenen wie ›reales Objekt‹ vs. ›mediales Abbild‹ oder ›Wahrheit‹ vs. ›Schein‹, sondern vermutlich in einer spezifi-schen Materialität der Medien und der Herausbildung spezifischer Handlungs-zusammenhänge. In diesem Sinne wird [. . . ] versucht, Musik in den Medien als Medienmusik im Sinne eines technikkulturellen Begriffs zu beschreiben, als eine Musik, der die elektronischen Medien nicht nur äußerlich bleiben« (Großmann 1997b: 63, Hervorh. i. O.). Als von ihren technischen Voraussetzungen determinierte Musik stellt Soundchip- Musik ein Paradebeispiel für die Verschränkung von Technologie und klingenden musikalischem Ergebnis dar. In Abgrenzung zu anderen Genres populärer Musik ist in ihr ein Genre zu sehen, das gar mit einer bestimmten Technologie der Klang-erzeugung synonym gesehen werden kann. Ein derart offensichtlicher Zusammen-hang von Musik und Technik in der populären Musik ist als einzigartig zu werten.1 Die Medienrealität von Soundchip-Musik ist entlang der erfolgten Analyse immer wieder durch die ihr zugrunde liegenden diversen Limitierungen und Beschränkun-gen charakterisiert worden. Historisch lassen sich für Soundchip-Musik aus der Analyse drei geschichtliche Entstehungsphasen mit jeweils eigenen Produktionskulturen nachzeichnen: – Die erste ist geprägt von der Anwendung in Computerspielen und reicht von den ersten Musiken für Computerspiele (ab Anfang der 1980er Jahre) bis zu den späten Titeln für z. B. Nes oder C64 (Anfang der 1990er Jahre) sowie Game Boy (bis Ende der 1990er Jahre); neue Computerspiele für die eigentlich obsolet gewordenen Plattformen werden indes auch heutzutage noch von einer kleinen Heimentwickler- Szene programmiert. 1 Für House oder Techno-Stile können zwar einzelne elektronische Instrumente wie z. B. die Roland TB-303 stilbildend gewesen sein, trotzdem werden z. B. in Acid-House zwingend auch andere Klangerzeuger verwendet.