Leider reproduzieren aber solche Instrumente eingespielte oder editierte Musik oft
sehr ungenau, was bisher zu einigen Enttäuschungen und zu einer Unsicherheit bezüglich
ihrer generellen Eignung für anspruchsvolle Verwendungszwecke geführt hat. Es wird
daher fruchtbar sein, eine Methode zur Verfügung zu haben, mit welcher der Grad der
Reproduktions-Unschärfe eines jeweils verfügbaren Systems im Arbeitsalltag ausgelotet werden
kann.
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- Der Terminus Unschärfe lehnt sich bewußt an den Unschärfebegriff in der Physik an und
soll darauf hindeuten, daß jede Ungenauigkeit, die untersucht wird, immer in direkter
Rückkopplung mit dabei verwendeten Meß- und Auswertungsmethoden steht. Vgl.: Christoph
Reuter, Der Einschwingvorgang nichtperkussiver Musikinstrumente, Frankfurt a. M. 1995,
S. 17f.
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Ist man mit einer solchen Meßmethode einmal vertraut, so kann in jeder Situation
immer wieder neu entschieden werden, ob und in welchem Rahmen sich ein hybrides
Instrument für ein bestimmtes Projekt eignet.
1.2. Zur Arbeit mit Mehrspurverfahren
Die gegenwärtige Entwicklung auf dem Gebiet der Computertechnologie hat es mit sich
gebracht, daß sich das Feld der benutzer-orientierten Technologie zu Gunsten von
Equipment verschoben hat, welches trotz seiner kommerziellen Ausrichtung auch
wissenschaftlichen Anforderungen gerecht werden kann. Um eine professionelle
Mehrspuraufnahme mit synchroner MIDI-Spur zu machen, sind heute kein Tonstudio
und keine hochspezifischen Fachkenntnisse, sondern nur noch ein brauchbares Programm
und ein schneller PC mit Zubehör notwendig. Es kann davon ausgegangen werden, daß
in absehbarer Zeit so ein Set zum festen Bestandteil eines musikbezogenen Forschungs-,
Lehr- oder Produktionsbetriebs gehören wird. Die Ausführungen hier basieren
alle auf einem solchen digitalen Mehrspurverfahren, und wurden auf einem
Macintosh G3-Powerbook mit einer Probeversion 3.4 des Programms ProTools
durchgeführt. Screenshots und andere Bearbeitungen wurden in ProTools 4.0,
auf einem Macintosh 7600er Desktop-Computer (Soundkarte: Audio-Media
III) realisiert. MIDI-Analysen und -Konstruktionen habe ich in MIDIGraphy
erstellt4
- ProTools ist ein Produkt der Firma Digidesign, läuft nur auf Macintosh-Computern,
und kostet ca. 1400.– DM. Vertretung für die BRD: Digidesign, Am Söldnermoos 6,
D-85399 Hallbergmoos. Programme welche auch auf PC laufen, wie z. B. CubaseVST
oder LogicAudio (beide bei e-magic, Rellingen erhältlich), sind für das hier dargestellte
Synchron-Verfahren aber genauso geeignet. MIDIGraphy (von M.Madea, Tonata) findet man
unter: wwwdb.ix.de/ct/shareware/os/5/uk58.shtml. Anm.: „wwwdb. . . “ ist kein Tippfehler!
Eine hervorragende Einführung in alles, was mit MIDI zusammenhängt, bietet: Christian
Braut: Das MIDI-Buch [O: Le livre d’or de la norme MIDI. Übers: Andreas Schmidt],
Düsseldorf: Sybex 1993.
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All diese Programme bieten eine gut ausgebaute graphische Oberfläche und sehr
komfortable Bedienungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten, die das Arbeiten ungemein
erleichtern und einen unproblematischen Wechsel zwischen dem Hören von Klängen,
dem Überschauen von Strukturen und dem Analysieren von Daten ermöglichen (vgl.
Abschnitt 3.3ff).