3.6. Felsensteins Begriff der KonzeptionBevor einzelne Elemente der Analyse Felsensteins dargestellt werden, um so analyse-methodische Aspekte ins Auge fassen zu können, soll Felsensteins Konzeptionsbegriff dargestellt werden. Felsensteins Verständnis einer Konzeption umfasst die Erklärung, warum Musik auf der Opernbühne erklingt. Deshalb ist Felsensteins Frage nach dem Anlass zur musikalischen Äußerung zentral für den musikalischen Wesenszug seines Theaters. Um der »Realität des singenden Menschen« (Felsenstein) auf der Bühne gerecht werden zu können, rückt die Frage danach, was Musik auslöst, in den Mittelpunkt einer musikdramatischen Analyse. Daher soll Felsensteins Begriff des Anlasses zur musikalischen Äußerung aus dem Konzept-Begriff heraus erläutert werden. Zum Abschluss dieses Kapitels wird dann anhand der Grundzüge der Konzeption Felsensteins von Verdis ›Traviata‹ dargestellt, wie Felsenstein seine Ansichten über eine Opernanalyse in die Praxis umsetzte. Felsenstein hielt am 12. und 15.1.1965 einen in Zusammenhang zu seiner ›La Traviata‹-Inszenierung an der Komischen Oper Berlin172
»dass keine Musik als Stimmungsmache oder unverbindliches Begleitstimulans da ist, sondern Handlungsaussage bedeutet.«174
Felsensteins Verständnis einer Konzeption unterscheidet sich wesentlich von anderen gängigen Auffassungen darüber, was eine Konzeption leisten soll – nämlich einen dem Stück hinzugefügten ›Regie-Standpunkt‹ zu beschreiben, von dem aus das Stück ›erzählt‹ wird. Dieser aktuell vorherrschende Standpunkt zu Regie sei in seinen Grundzügen kurz referiert. Regiekonzepte gibt es im Zuge dessen, was mit dem Terminus des Regietheaters erfasst wird. Aufgrund der Tatsache, dass die aufzuführenden Werke nicht direkt auf eine – nicht im üblicherweise pejorativen Sinn gebrauchten – Darstellungskonvention treffen, die ihre allgemeine Spielbarkeit und damit Verständlichkeit verbürgt,175
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