jedoch
noch nicht realisiert. Das musiktheatralische Kunstwerk ist in seiner Partitur fixiert, es
liegt aber als solches noch nicht vor, sondern bedarf in allen seinen Elementen der
Realisierung auf der Bühne. Erst dort verweisen die Bestandteile aufeinander und sollten
– zumindest nach den bisher geleisteten Bestimmungen – aufgehoben sein in der
Kunstform des Musiktheaters.
3.2. Felsensteins ›Othello‹-FilmFelsensteins ›Othello‹-Verfilmung44
Die im Folgenden vorangestellte Analyse der Eingangsszene macht deutlich, wie Musik und Szene als Einheit eine auch dramatisch gesteigerte Exposition bewirken. Nachdem in der Analyse der 1. Szene im I. Akt herausgearbeitet werden soll, welche existenzielle Ebene Verdi etabliert hat, soll in einer genaueren Betrachtung des II. Aktes gezeigt werden, wie Felsenstein den Beginn Jagos intriganten Plans, Othellos Eifersucht zu entfachen, inszeniert hat. Die Untersuchung des »Credo« Jagos fokussiert den Gedanken, dass er kein »Prototyp des Bösen« ist und untersucht die musikdramatischen Implikationen. Die Analyse der 3. und der 5. Szene des II. Aktes verdeutlicht, wie im Musiktheater szenische Realisierung die Musik konkretisiert ohne sie auszudrücken. Musik und Szene existieren zwar getrennt voneinander, sind jedoch als Elemente der Handlung um so mehr aufeinander angewiesen. Ebenso wird dies an Felsensteins ›Verwendung‹ des Madrigals in der 4. Szene des II. Aktes deutlich: der szenische Hauptvorgang besteht nicht in der Idylle der Huldigung Desdemonas, sondern darin zu zeigen, wie diese Szene auf das Opfer Jagos, nämlich Othello, wirkt.
3.2.1. Musik und Szene: eine Einheit (I. Akt, 1. Szene, Sturmchor)Anhand der 1. Szene im I. Akt45
Die beiden den Sturmchor wesentlich bestimmenden Merkmale sind das Unwetter und die Schlacht zwischen der türkischen und der venezianischen Flotte auf dem Meer. Verdi komponierte für das Orchester Musik, die musiksprachlich eindeutig als |