5. Fallstudie: Laienorchester in Hamburg (1995/96)
5.1. Der Standort der Laienorchester im großstädtischen Kulturleben
Laienorchester in einer Großstadt sind beständigen Spannungen ausgesetzt. Zum einen ist
ein großes Interessentenpotential vorhanden, das die Besetzung aller Orchesterpositionen
ermöglicht. Unzufriedene Teilnehmer haben die Möglichkeit, in ein anderes Orchester zu
wechseln. Angesichts eines differenzierten Anspruchs- und Leistungsniveaus der einzelnen
Ensembles sollte jeder Instrumentalist ein für ihn passendes Orchester finden
können. Andererseits zeigt die Praxis, daß oft außermusikalische Faktoren für die
Orchesterzusammensetzung entscheidend sind, wie z.B. Probentermin und -ort,
Altersstruktur, persönliche Kontakte, institutionelle Bindungen oder bereits
besetzte Positionen. Denn bei schätzungsweise über einhundert Laienorchestern in
Hamburg1
1 HILBERT, Interview 11. 11. 1995.
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müßte theoretisch ein flächendeckendes Angebot bestehen. Ferner bietet ein Stadtstaat wie die
Freie und Hansestadt Hamburg ein permanentes professionelles Kultur-, Musik- und speziell auch
Konzertangebot2
2 Der KONZERT-ALMANACH 1997/98 weist allein 83 Konzerte von 6 Veranstaltern
aus (NDR, Klassik.komm, Hamburger Symphoniker, 1 Agentur, Deutsche
Kammerphilharmonie, Junge Deutsche Philharmonie). Das Philharmonische
Staatsorchester, die Kirchen und alle weiteren Veranstalter müßten hinzugezählt
werden, so daß sich die Gesamtsumme auf mehrere hundert Konzerte belaufen
dürfte.
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an, das die aktive Klientel der Laienorchester anspricht. Dies hat zur Folge, daß bei
Auftritten der Laienorchester in dem traditionellen und zentralen Konzertsaal der Stadt,
der Hamburger Musikhalle, Vergleichsmomente mit den kommerziellen Veranstaltungen
vorprogrammiert sind. Die politischen, gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen
Gegebenheiten Hamburgs bilden die identische Plattform für alle Laienorchester der
Stadt, auf der sie sich ihren jeweils individuellen Standort erschließen. Vier
Laienorchestertypen3
3 Die Typologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts unterscheidet zwischen den drei
Strukturen der Akademischen Orchester, der Werksorchester und der bürgerlichen
Orchestervereinigungen. (Vgl. Kap. 4.3)
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sind erkennbar, die sich wie folgt charakterisieren lassen:
- Stadtübergreifende Vereinsorchester (im folgenden mit dem Kürzel V-Orchester
bezeichnet)
- Berufsstandsorientierte Orchester (= B-Orchester)
- einer Institution angegliederte Orchester (= I-Orchester)
- Stadtteilorchester (= S-Orchester)
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