»Dieser Wettbewerb hat eine Richtung angenommen, die mir überhaupt nicht
gefällt, insofern, als das Wertungsspiel und die Bewertung total im Mittelpunkt
stehen, und das, was man als Amateurmusiker eigentlich will, nämlich Musik
machen, und sich damit natürlich auch zeigen, auf diese Weise total reduziert
wird auf den richtigen Ton zur richtigen Zeit. Frage: Also werden doch im
Grunde professionelle Maßstäbe angelegt? Genau, das kommt dazu. Es wurde
von Jurymitgliedern bei den besten Orchestern, z.B. dem Karlsruher Kammerorchester,
einem Universitätsorchester, gesagt, die haben diesen Bartók so gut wie ein
B-Orchester gespielt. Aber nun hat dieses Orchester nicht mal die höchste
Punktzahl bekommen. Da frage ich mich, wo soll das noch hin? Ist das ein
kulturpolitisches Ziel, die Liebhaberorchester in Richtung auf B- oder B+-Orchester
zu fördern? Was soll dabei rauskommen? Ich halte diese Zielvorstellung für
total verfehlt.«49
Hier kündigen sich zunehmende Differenzierungen unter den Laienorchestern an, so daß
sich die Spanne von anfängerorientiert bis semiprofessionell nicht nur bezüglich des
Leistungsvermögens, sondern auch aufgrund des jeweiligen Selbstverständnisses und des
Leistungsanspruches in allen Bereichen der öffentlichen Darstellung von Laienorchestern
beständig erweitert.
3.5. Volkshochschulen
Erfahrungen, Erwartungen und Anforderungen der Laienorchesterarbeit
in ihrer Beziehung zur musikalischen Erwachsenenbildung sind vereinzelt von
Volkshochschulpädagogen dargestellt worden, die nach einer künstlerischen und
(schul- oder instrumental-)pädagogischen Hochschulausbildung in der Praxis der
Erwachsenenbildung für musikalische Bildungsangebote verantwortlich tätig sind. Ab
Mitte der 1970er Jahre beschäftigten sich in den folgenden rund 10 Jahren mehrere
Artikel in Fachzeitschriften mit dem Thema ›Musik und VHS‹. Übereinstimmend wurde
dort auf folgende Faktoren hingewiesen, die Hinweise auf volkshochschul-spezifische
didaktische und strukturelle Kriterien für erwachsenenpädagogische Aufgaben in der
Laienorchesterarbeit geben können:
- Musik als Fachbereich hat an Volkshochschulen keine vergleichbare Tradition wie
andere künstlerisch-kreativen Bereiche.50
50 HOLTMEYER 1983, S. 35.
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- Angebote zur musikalischen Erwachsenenbildung sind eher zufällig, von geringem
Umfang und in einem ›Pionierstadium‹ begriffen. Es mangelt an der nötigen finanziellen
und personellen Ausstattung sowie an der entsprechenden öffentlichen Repräsentation.51
51 HOLTMEYER 1983, S. 35; JEDRO, S. 256; LöSCHE, S. 22 u. 26; HOLTMEYER 1989a, S. 175.
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- Musikbezogene Aufgaben der VHS sind Anleitung zum Musikverstehen, Anleitung
zur Musikpraxis und Sensibilisierung für Musik als Bestandteil alltäglicher Kommunikation.52
52 LöSCHE, S. 23; JEDRO, S. 258f.; S. 258f.; HOLTMEYER 1983, S. 36f.; TIBBE, S. 56.
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