1 Kurspaket ›Internationale Musik-Seminare‹, Fachseminare für Streicher und
Streicherkammermusik mit Gastdozenten deutscher Hochschulen.
Dieses überdurchschnittliche Angebot musikalischer Erwachsenenbildung an einer
VHS geht zurück auf den Versuch, bereits zu Beginn der 1990er Jahre eine
›Musikvolkshochschule an der Hamburger Volkshochschule‹ zu etablieren, die ihr
Konzept in Kenntnis der o.g. Defizite und in Kooperation mit dem kulturellen Angebot
der Stadt mit dem Ziel qualifizierten andragogischen Lehrangebotes entwickelt hätte. Das
Modell erhielt keine politische Unterstützung und konnte nicht einmal in die
Erprobungsphase gehen.
3.6. Freie Trägerschaften und Einzelprojekte
Die tatsächliche Anzahl erwachsener Instrumentalisten, die am Laienorchesterspiel
teilhaben, ist deutlich höher als von der oben zitierten Statistik erfaßt. Viele Ensembles
treten aus den verschiedensten Gründen nur projektweise, oftmals in zufälliger und nicht
konstanter Besetzung in Erscheinung. Hierbei lassen sich zwei deutliche Tendenzen
erkennen:
3.6.1. Regional
An einen inhaltlichen oder terminlichen Anlaß (Schul- oder Kirchenkonzert, Stadtfest,
Musikschultage, Öffentlichkeitsarbeit etc.) geknüpft, werden von zuständigen Kantoren,
Schulmusikern, Musikschulen oder Berufsorchestern entsprechende Orchesterprojekte
durchgeführt. Ziel ist die jeweilige öffentliche Aufführung mit einem Mindestmaß an
Probenaufwand. Die Qualität des musikalischen Ergebnisses hängt auch hier, wie bei
jeder Orchesterarbeit, von den Fähigkeiten des musikalischen Leiters und von
dem bestehenden Leistungsvermögen des einzelnen Instrumentalisten sowie den
Führungsqualitäten der Stimmführer ab. Schulmusiker und Musikschullehrer bringen
dabei eine instrumentalpädagogische oder schulpädagogische, auf Kinder und Jugendliche
ausgerichtete Ausbildung ein. Pädagogische und psychologische Hilfestellung für
erwachsene Instrumentalisten wird somit in einem solchen Zusammenhang nicht
geleistet. Eine zusätzliche Belastung kann für den Laien entstehen, wenn das
Spielen in ein Preis-Leistungs-Verhältnis gesetzt wird (z.B. bei Kirchenkonzerten).
Falls ein im Ermessen des Veranstalters liegendes Honorar gezahlt wird, ist dies
mit der Erwartung einer zufriedenstellenden Leistung (d.h. fehlerfreies Spiel
entsprechend den musikalischen Vorstellungen des Dirigenten) verbunden. Wenn
Profis und Laien bei diesen ›Muggen‹ (= ›Musikalische Gelegenheitseinkünfte‹)
gleichermaßen bezahlt werden, wächst zuweilen der Leistungsdruck für den Laien
erneut.
Laienorchesterprojekte einzelner Berufsorchester gehen von anderen Voraussetzungen
und Intentionen aus. Als Beispiel sei stellvertretend für Vergleichbares andernorts das
Projekt ›philharmonic open‹ der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford
angeführt.66
66 Die Verfasserin hat als Hornistin an diesem Projekt teilgenommen, um den Ablauf zu
beobachten.
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