Vorwort
Was ist Kultur?
Zu wissen, was einen angeht,
und zu wissen, was einen zu wissen angeht.
HUGO VON HOFMANNSTHAL |
Das Interesse an der vorliegenden Fragestellung und an der Suche nach möglichen
Antworten entsprang vielfältigen Praxiserfahrungen. Verschiedenste Erlebnisse in der
Laienorchesterarbeit machten mich über Jahre hinweg zu einer unmittelbar betroffenen
Person. Zwei Orchesterinstrumente (Violine und Viola) erlernte ich als Kind und
Jugendliche, ein weiteres (Horn) als Erwachsene. Mit allen drei Instrumenten
konnte ich, phasenweise wechselnd, seit meinem 15. Lebensjahr kontinuierlich
Orchestererfahrungen sammeln. Das Studium der Schulmusik erschloß mir wichtiges
Fachwissen und die Erkenntnis, daß die musikpädagogische Arbeit mit Erwachsenen
eigene Anforderungen stellt und der musikalische Erwachsenenbildner über gezielte
Qualifikationen verfügen sollte. Die schwerpunktmäßige Hochschulausbildung in
Chor- und Orchesterdirigieren sowie eine über 10-jährige Dozententätigkeit bei
Chor- und Orchesterkursen des Internationalen Arbeitskreises für Musik e.V.
(IAM) mit erwachsenen Laien erforderten praxis- und situationsorientiertes
Handeln.
Aus den Problemfeldern der pädagogischen Arbeit mit Laienorchestern ergaben sich
Fragen, »die mich unmittelbar angingen«. Gespräche mit Kollegen zeigten mir, daß ich
damit nicht alleine stand. Hier existierte ein grundlegender Bedarf an Erkenntnis,
Handlungsorientierung und Anleitung, um den Bedürfnissen der erwachsenen
Instrumentalisten sowie den künstlerischen Anforderungen und den kulturpolitischen
Erwartungen gerecht zu werden. Die Lehrtätigkeit an der Universität Osnabrück in den
Fächern Arrangieren und Ensembleleitung, sowie die künstlerische und organisatorische
Leitung des Collegium musicum, des Sinfonieorchesters der Universität, ergänzt durch die
Durchführung von Dirigierkursen des IAM und des Landesverbandes der Musikschulen in
Nordrhein-Westfalen (LVdM NRW), zogen eine nachhaltige Auseinandersetzung mit
theoretischen Grundlagen der Erwachsenenbildung und der historischen Entwicklung der
Laienorchester nach sich. Ich wollte wissen, was Laienorchesterdirigenten und
Laienorchesterspieler »zu wissen angeht«, damit sie ihre Arbeit effektiv gestalten
können. Aus der Praxis kommend, bzw. in der Praxisarbeit stehend, wollte ich
versuchen, mittels einer Studie über die reale Situation von Laienorchestern
in der BRD, ihre Entwicklungen, Ziele und ihre Arbeit ebenso Aufschluß zu
gewinnen, wie über die mögliche Anwendbarkeit erwachsenenpädagogischer
Modelle in diesem Fachgebiet. Bereits während der Beschäftigung mit diesen
Fragen gewann ich wertvolle Erkenntnisse für meine individuelle Berufspraxis,
so daß ich hoffe, auch interessierten Kollegen mit dieser Situationsanalyse zur
Jahrhundertwende zukunftsweisende Anstöße für ihre Arbeit mit Laienorchestern
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