Hardcore Recordings« die Grundphilosophie
vom elektronisch und computergestützt produzierten Hardcore, womit er auch die
gesellschaftskritisierende Funktion von Gabba/Hardcore unterstreicht. Natürlich geht es
wie bei allen anderen Techno-Sparten auch um Spaß.
Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Gabba und elektronischem
Hardcore spielt der Standort Holland: Gabba ist die musikalische Antwort auf
den Konkurrenzkampf zwischen den Städten Rotterdam und Amsterdam –
Rivalität bezieht sich hier auf die Unterschiede in der sozialen Struktur beider
Städte, ihre divergierende Kultur und die hart gegeneinander kämpfenden
Fußballclubs.73
73 Gemeint sind hier ›Ajax Amsterdam‹ und ›Feyenoord Rotterdam‹.
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Das Fußballstadion war der Ort, wo die Musik spielte und die der Situation
entsprechenden Kämpfe stattfanden:
»Die von den Medien kommunizierte Städtefeindschaft zwischen Rotterdam und
Amsterdam hat jedoch weniger in der Musik ihren Ursprung, als dass sie auf der alten
Konkurrenz der Hooligans von Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam beruht, so dass
die Provokationen in den Gabbertiteln gewöhnlich in Richtung der gegnerischen Mannschaft
zielen.«74
74 Schäfer u.a. Techno-Lexikon. S. 28.
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Kompromisslos gibt sich die Musik, kompromisslos geben sich die Texte und Titel der Tracks.
Als das bekannteste Beispiel hierfür kann u.a. die 1990 von Paul Elstak produzierte Maxi Single:
Euromasters75
75 Elstak produzierte lange Zeit unter dem Pseudonym Euromasters.
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»Amsterdam
– Waar Lecht Dat Dann«76
76 Reynolds übersetzt den Titel ins Englische als: Who the fuck is Amsterdam? Reynolds.
A.a.O., S. 257.
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(»Rotterdam Records«) gelten. Allein das Cover der ersten Maxi-Single dieser Strömung
spiegelte nach Aussagen Schulers mit seinen Comiczeichnungen 1990 deutlich die
aufkommende Grundstimmung:
»Der ›Euromast‹ – Fernsehturm und Wahrzeichen Amsterdams – pisst ganz Amsterdam in die
Grachten. Diese kulturell-ästhetische Kriegserklärung an Amsterdam, die auch in Brüll-Vocals
und Dialog-Samples ihren Niederschlag findet, hat ihren Ursprung in sozialen Ungleichheiten
(. . . ).«77
Bereits Elstaks darauf folgende Schallplatte »Alles Naar De
Klote«78
78 Was ins Englische übersetzt soviel heißt wie: Everything is fucked up.
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errang nicht nur internationale Anerkennung und beste Platzierungen in den
Charts, sondern wurde von der Amsterdamer Szene als weitere ›Kampfansage‹
aufgefasst. In Amsterdam entwickelten sich Gegenpole wie zum Beispiel das
»Mokum«79
79 MOKUM: United Gabbers Against Racism & Facism.
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-Label,
das Fred Berhout gründete.
Zur Entwicklung von Gabba schreibt Reynolds:
»As well as a sound, gabba rapidly became a subculture. Pronounced
with a guttural, phlegm-rattling ›gah‹, gabba was originally Dutch Yiddish
for ›best mate‹. But the word came to the mean ›hooligan‹ or ›ruffneck‹
– ›a guy who is low-class, maybe jobless‹ (. . . ) Rotterdam’s proletarian
youth flipped the derogatory term around, transforming it into a badge of
pride.«80
80 Reynolds. A.a.O., S. 257.
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