- 6 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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neben dem Mündlichen in Form von Telefonaten und Sprachnachrichten (Anrufbeantworter) auch immer bereit für den Empfang von Schriftlichem in Form von SMS beziehungsweise Email, sowie Bildlichem in Form von Foto oder Video. Das Telefon ist in diesem Sinne auch »potentially always connected«, aber jeweils nur an seinem Platz und nur für ein Telefonat. Für die Verbindung mit dem Internet oder einem beliebigen Netzwerk muss ein Computer über die Telefonleitung verbunden werden. Das Handy vereint beides in der Qualität des immer Verbundenseins.

Dies verweist - wie die zuvor genannten unterschiedlichen Medien des Telefons - auf die im oben genannten Zitat fehlende vierte zentrale Qualität des Handys: Das Handy ist digital.6

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Das Entscheidende bei der Digitalität ist nicht das Diskrete selbst – auch Analoges kann zählbar sein – sondern die Adressierbarkeit jedes Wertes, und die dadurch mögliche Modifizierung jedes einzelnen Messwertes.
Wir vergessen nur allzu häufig, dass in jedem Mobiltelefon ein Computer steckt. Man könnte sagen, der Rechner ist im Telefon verschwunden.7
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»Der Fernsprecher emanzipiert sich davon, den Computern seine Leitungen als Basistechnologie zur Verfügung zu stellen – und löst sich auf in eine universelle Übertragungsmaschine, die klein, tragbar und unabhängig von Zeit und Ort Daten empfängt und sendet (...).« [Münker, Stefan und Roesler, Alexander: Vorwort. In: Münker, Stefan und Roesler, Alexander (Hg.): Das Telefonbuch. Frankfurt 2000, S. 8]
Das Handy ist ein Telefon, ein Computer, eine Universalmaschine,8
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Vgl. Turing, Alan: Über berechenbare Zahlen mit einer Anwendung auf das Entscheidungsproblem. In: Dotzler, Bernhard und Kittler, Friedrich (Hg.): Alan Turing. Intelligence Service. Berlin 1987, S. 17-60, (Original: On computable Numbers, with an application to the Entscheidungsproblem. Proceedings of the London Mathematical Society (2) 42, ersch. 1937)
die jede andere Maschine simulieren kann. Im digitalen Zeitalter werden alle Daten digital gespeichert und verarbeitet, zum Beispiel in Form von Musik, Bildern und Film. Der Computer als Konvergenzmedium nimmt alle anderen Medien in sich auf. Auch das Mobiltelefon als mobiler Computer ist ein Konvergenzmedium. Der Gebrauch des Handys ist deshalb nicht mehr nur flüchtig, für die Zeit der Verbindung, wie beim Telefon, weil es auch ein Speichermedium ist.

Das Handy ist aber mehr als die Summe der vier genannten Qualitäten mobil, immer eingeschaltet, potentiell immer vernetzt und digital. Erst die Kombination der Qualitäten macht das neue Medium Handy aus. Es ist nicht mehr nur das akustische Übertragungsmedium Telefon, mittlerweile hat es die Funktionen des Telefonbuchs,9

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Die meisten Handybesitzer können keine Telefonnummern mehr auswendig, ebenso wenig Geburtstage und Termine, da sie alle im mobilen Gerät gespeichert sind.
des Terminplaners, des Gameboys, des Walkman und der Armbanduhr assimiliert, bietet mobiles Internet sowie zunächst Aufnahme und Wiedergabe stiller und inzwischen auch schon bewegter Bilder. Das Handy ist ein Allzweck-Kommunikationsinstrument mit Ein- und Ausgabemöglichkeit. Kommunikation durch das Medium Telefon (mit einem Gesprächspartner) ist nicht mehr die einzig mögliche Telefon-Situation, das Handy ermöglicht Kommunikation im und mit dem Medium selbst. Es wird nur noch ein (Bruch-) Teil der Zeit, die wir uns mit dem Handy beschäftigen, damit verbracht, mit einer anderen Person zu telefonieren, die übrige Zeit mit den genannten anderen Funktionen, derzeit besonders mit dem Schreiben und Lesen von SMS. Außer der klassischen personalisierten (und jetzt mobilen) Telefonkommunikation und der Beschäftigung mit dem Gerät selbst, ist es auch möglich Many-to-Many-Verbindungen herzustellen.10
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Vgl. Pascual, Anne: alle mit allen. In: de:bug 52, 11.2001
Für viele


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