6 Einleitung als Verweis auf nicht digitale, oder digitale, aber nicht virtuelle Vorgänger gelesen werden sollen.Die kritische Diskussion dieses Instrumentenbegriffs ist eine der dringlichsten Aufgaben einer aktuellen systematischen Musikwissenschaft, die sich in diesem Zu-sammenhang wie selbstverständlich als Medienwissenschaft darstellt. Vor allem von Michael Harenberg wird hier eine spezi1sche Eigenständigkeit der Virtualität betont, die jenseits von Simulakren, möglichen, jedoch letztlich uninteressanten, stets nur simulierenden Verweisen auf » Ursprungsrealitäten « , zu 1nden ist. Im Zuge der Diskussion virtueller Welten ist also auch eine Differenzierung und Spezi1zierung des für diese Diskussion wichtigen Begriffes Simulation vonnöten. Simulationen die-nen in der Architektur, oder in Form von Flugsimulatoren bei der Pilotenausbil-dung, der Vorbereitung auf das RL, das Real Life. Mittlerweile jedoch sind virtuelle Welten in ihrer Arbeitsweise und ihrem Sinn eigenständig geworden. Virtuelle Se-quenzer sind zwar fexible Aufnahme- und Abspielgeräte für Schallquellen und MI-DI-Daten, lassen sich jedoch schon lange nicht mehr adäquat im engen Rahmen schlicht digitalisierter Tonbandgeräte betrachten.16 In diesem Sinne sind virtuelle Instrumente vom Paradigma der Simulation zu befreien, auch wenn dieses – betrachtet man die einschlägige Software der letzten Jahre – nach wie vor beherrschend zu sein scheint. Die digitale » Prä-Renaissance « 17 wurde noch nicht überwunden, eine originäre algorithmische Ästhetik des Digita-len beginnt sich erst langsam zu entwickeln. Die Idee bloß simulierter Welten mit ihren Verweisen auf ein vordigitales, analoges, » reales « X hat dabei Wertigkeiten von vornherein immer schon dualistisch-ontologisch verteilt und wird in diesem Sinne nicht verfolgt. Das in Folge angewandte, nicht ontologische Raumkonzept soll deshalb die Idee der universellen Simulationsmaschine mit der Universalität eines Raumbegriffs ersetzen, der Bezüge und Verweise zulässt, gleichzeitig jedoch die Ei-genständigkeit virtueller Formen zulässt und betont. Mit anderen Worten: das spe-zi1sch qualitativ Neue des digitalen Mediums offenbart sich nicht über die vielfa-chen Anwendungen der Simulation, die den staus quo der Musikproduktion oder Musikdistribution dominieren.16 Z. B. das Programm » Live « der Berliner Firma Ableton.17 Harenberg 2008: 12.