2.1 Was ist ein Medium?11 es sich immer um Medien – auch im freien etymologischen Sinne von etwas,das » dazwischen « liegt.20 Schon mit McLuhan jedoch kann die Idee der bloßen Übertragung von Informatio-nen durch ein Medium als unzureichend gekennzeichnet werden, denn das Medi-um ist eine Umgebung, die spezi1sche Effekte und somit gewissermaßen seine eige-ne Botschaft mit sich bringt. Esposito als Vertreterin der Systemtheorie geht wieder -um davon aus, dass es aufgrund der autopoietischen Geschlossenheit von Bewusst-seinssystemen schlicht unmöglich ist, Informationen bloß zu übertragen. So ver-sucht die Systemtheorie, eben dieses Verständnis eines Mediums als Übertragungs-kanal durch die Beschreibung einer spezi1schen Funktionsweise von Medien zu er-setzen, die den Anschein der Übertragung erklären kann und allgemeine, nicht nur aktuelle, Medienphänomene betrifft. In diesem Zuge plädiert Elena Esposito dafür,sich von spezi1sch kommunikationstechnologischen Problemen im Mediendiskurs zu entfernen. Das von Esposito geforderte Verfahren birgt eine Gefahr, die aller-dings verschiedenste Medientheorien mit sich bringen: ihr Feld wird unüberschau-bar ausgedehnt, der Medienbegriff wird zum » entgrenzten « Medienbegriff. Eine im-plizite Festlegung des Medienbegriffs scheint allerdings allein aufgrund der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Ansätze und der resultierenden Pluralität der Medien-begriffe kaum möglich und wird an dieser Stelle mit Rücksichtnahme auf das Kernthema » virtuelle Instrumente « auch gar nicht versucht. Außerdem ist zu ver-muten, dass der Medienbegriff mit jedem neu hinzukommenden Medium chan-giert, er ist abhängig von gesellschaftlichen Veränderungen:Den in der Geschichte der Medien postulierten ›Veränderungen der Wahrneh-mung‹ gegenüber ist der Begriff keineswegs neutral. Mit jeder neuen Medien-konstellation entsteht ein neuer, grundlegend veränderter Medienbegriff. Die Dichotomie ›alt‹ versus ›neu‹ verschiebt sich mit den technischen Innovatio-nen.21 Prinzipiell erwartet die Neuen Medien demnach das gleiche Schicksal wie die Neue Musik, die ewig das Neue im Namen trägt, auch wenn sie dies durch den Kunst-griff, das kleine » n « zum großen » N « zu machen, schon wieder relativiert hat. Es ist jedoch sinnfällig, dass sich Begriffe wie » alt « und » neu « mit technischen Innovatio-nen verschieben. Zu befürchten ist im Zuge dessen, dass die Veränderung vom klei-nen » n « zum großen » N « eben genau diese Entwicklung zwar nicht aufhalten, je-doch intransparent werden lässt. Was aber zeichnet die rezenten Neuen Medien aus?Offenbar sind sie eng verknüpft mit Begriffen wie Digitalisierung, Universalisie-rung und Elektronik.22 Rusch, Schanze und Schwering kennzeichnen in ihren Theo-rien der Neuen Medien die Digitalisierung der bewegten Bilder als Schock- und Er-kenntnismoment des Neuen.23 Die Digitalisierung führt dabei immer das Problem 20 Ebd.: 113.21 Rusch/Schanze/Schwering 2007: 26.22 Ebd.: 21.23 Ebd.: 22.