2.1 Was ist ein Medium?21 werden kann – ist ein Phänomen, dass mit jeder Ausbreitung jedes technologischen Verbreitungsmediums auftritt, so auch beim Multimedium Computer und der digi-talen Virtualität.2.1.5 Die nächste Gesellschaft Neue, gleichsam überschüssige Möglichkeiten der jeweiligen Verbreitungsmedien werden in der Systemtheorie als Überschusssinn bezeichnet. Dirk Baecker formuliert,dies aufnehmend, die weiter oben bereits geäußerten epistemologischen Vermutun-gen, computervermittelte, neue Realitäten würden unsere Alltags-Realität nachhal-tig verändern, mit seinem von Peter F. Drucker übernommenen Passus der nächsten Gesellschaft aus einer soziologischen Perspektive.Hinter der Rede von der nächsten Gesellschaft steckt mehr als ein Verlegen-heitstitel. Wir haben es mit nichts Geringerem zu tun als mit der Vermutung,dass die Einführung des Computers für die Gesellschaft ebenso dramatische Folgen hat wie zuvor nur die Einführung der Sprache, der Schrift und des Buchdrucks.57 In Anschluss an Luhmann geht Baecker dabei davon aus, dass jedes neue Medium die Gesellschaft mit überschüssigen Möglichkeiten der Kommunikation konfron-tiert. Bestehende Kommunikationsstrukturen passen nicht mehr zum neuen Medi-um: gesellschaftliche Transformationen müssen statt 1nden, damit Umgang mit neuen Medien auf breiter Basis ermöglicht wird. Diese Transformation dürfte sich auch auf die Epistemologie der Gesellschaft erstrecken. Baecker geht von vier Kul-turepochen aus, die auf die Einführung der jeweils neuen Medien Sprache, Schrift,Buchdruck und Computer zurückzuführen sind:58 -Die Sprache konstituiert die Stammesgesellschaft -Die Schrift konstituiert die antike Hochkultur -Der Buchdruck konstituiert die moderne Gesellschaft -Der Computer konstituiert die nächste Gesellschaft Im Detail schreibt Baecker:Die antike Idee, dass alles seinen Platz und seinen Zweck hat (telos), bändigte den Schriftsinn. Die moderne Idee, dass die Unruhe, der Zweifel, das prekäre Gleichgewicht eine bessere Verankerung für die Selbstgewissheit liefern (De-cartes’ cogito ergo sum, in dem das Denken vor allem ein Zweifeln ist) als jede Beschwörung der Substanz, des Wesens der Dinge, bändigt bis heute den Überschusssinn des Buchdrucks. Und die mathematische Idee einer form (Ge-orge Spencer-Brown), die sowohl Anschlusssicherheit im Moment als auch 57 Baecker 2007: 7.58 Ebd.