24 Der Computer als Medium zu begegnen und mit ihnen zu interagieren. Sandbothe schreibt der sich herausbil-denden Identität im Netz ein Eigenleben zu, im Prinzip vergleichbar mit allen Iden-titäten in sozialen Netzen, in denen man physisch anwesend sein kann, oder die auf anderen – traditionellen – Verbreitungsmedien beruhen. Diese Theorie der Apprä-senz könnte auch für virtuelle Objekte nutzbar gemacht werden, wird hier jedoch nicht weiter verfolgt. Sandbothe hat im Zuge seiner » Pragmatischen Medienphilo-sophie « eine eigene Taxonomie der Medien eingeführt. Er plädiert mit Rückgriff auf Wittgenstein für die Analyse der Familienähnlichkeiten zwischen alltäglichen und wissenschaftlich etablierten Medienbegriffen und macht anschließend drei für die medienwissenschaftliche Forschung wichtige Verwendungsweisen des Medienbe-griffs aus. Die resultierende Dreiteilung kennzeichnet Medien im weiten, engen und engsten Sinn. Medien im weiten Sinn sind die Anschauungsformen von Raum und Zeit, die grundlegendste Form der Medien und Voraussetzung für Wahrnehmung und Erkenntnis. Medien im engen Sinn sind semiotische Kommunikationsmedien wie Bild, Sprache und Schrift.Sie haben im zwanzigsten Jahrhundert im Zentrum vieler philosophischer Dis-kussionen gestanden. Immer ging es dabei darum, eines oder mehrere dieser Medien als verbindliche Grundstruktur menschlichen Wirklichkeitsverständ-nisses überhaupt oder zumindest als Fundament des für die westliche Kultur charakteristischen Weltbildes auszuweisen.65 Die nächste Ebene der Medien wird durch die technischen Verbreitungsmedien ge-bildet, die von Mike Sandbothe als Medien im engsten Sinn bezeichnet werden. Dazu gehören Internet, Fernsehen, Printmedien oder Radio. Auch der Computer selbst ist ein Medium im engsten Sinn, er gerät bei Sandbothe mit dessen starker Fixierung auf das Internet allerdings etwas aus dem Fokus dieser Arbeit. Ein ontologischer Status kommt in dieser Aufstellung auf keiner Ebene vor, die Medien menschlicher Wirklichkeitskonstruktion sind veränderlich, historisch kontingent und keinesfalls ahistorisch. Neue technologische Entwicklungen etwa auf der Ebene der Medien im engsten Sinn haben Einfuss auf die anderen Ebenen.Gegenwärtig wird unübersehbar, daß weder die Medien im weiten noch die Medien im engen Sinn 1xe, unveränderliche Strukturen darstellen, die einen festen Halt für die philosophische Theorie bieten. Unser Umgang mit ihnen hängt vielmehr auch von institutionellen und technologischen Entwicklungen ab, die sich im Bereich der Medien im engsten Sinn vollziehen.66 Medien sind Voraussetzung für Erkenntnis, sie sind Arten der Welterzeugung ohne ontologische Implikationen oder Letztfundierungen. Ohne Medien kann keine Er-kenntnis statt 1nden. An diese Mediende1nition schließt die De1nition Luhmanns direkt an.65 Sandbothe 1997: 56.66 Ebd.: 57.