3.2 Ernst von Glasersfeld 49 baren) Bezug zur » Realität « haben. Damit be1ndet sich der quasi-realistische Konstruktivismus in einer überraschenden Nähe zur realistischen Abbildtheo-rie.40 Der ontologische Dualismus bleibt damit trotz Relativierung beherrschendes Para-digma der konstruktivistischen Positionen (nicht nur Gerhard Roths), da er die eige-ne These der » Unübersteigbarkeit « der Welt nicht konsequent auf die eigenen Beob-achtungen anwendet.Da aber nun die Annahme einer ›Realität‹ wie jede Konstruktion nur von der ›Wirklichkeit‹ aus gemacht werden kann, hat die Realität erkenntnistheoretisch und ontologisch keinen weiteren Status als den eines Konstrukts.41 Sprechen über Lebenswirklichkeiten macht demnach nur Sinn, wenn man auch auf der anderen Seite der Unterscheidung, also derjenigen der Realität, Wirklichkeit vorkommen lässt. Eine solche Unterscheidung kann Sinn machen, allerdings nur,damit wie hier erkannt wird, dass Erkenntnis nicht ohne Erkenntnis zum vermeint-lichen Objekt kommen kann. Die Frage nach der Wirklichkeit, sowie die Frage nach der Realität, kann nur innerhalb der Wirklichkeit beantwortet werden, ohne Rück-griff auf eine konstruierte Realität.3.2.3 Wahrheit, Intersubjektivität und Viabilität Die Möglichkeit der Erkenntnis ontischer Welten stellen die radikalen Konstrukti-visten trotz der gelegentlichen Rückgriffe auf reale Gehirne grundsätzlich in Abrede,der Wahrheitsanspruch auch wissenschaftlicher Erkenntnis wird aufgegeben. Um dem Vorwurf solipsistischer Beliebigkeit entgegenzutreten, gibt es jedoch auch im Radikalen Konstruktivismus unterschiedlich zu wertende Erkenntnis:Wenn wir diese Art zu denken als eine Arbeitshypothese akzeptieren, dann müssen wir einen Unterschied zwischen begriffichen Konstrukten erklären,auf den wir auch als Konstruktivisten nicht verzichten wollen: den Unter -schied zwischen Wissen, dem wir vertrauen wollen, so als ob es objektiv wäre,und jenen Konstrukten, die wir für fragwürdig, wenn nicht völlig illusorisch halten.42 Die Tendenz, vermeintlich de-ontologisierte Begriffe als Ersatz für traditionell dua-listische Bezeichnungen einzuführen, erstreckt sich auch, diesmal etwas erfolgrei-cher, bis zum Begriff der Wahrheit oder der Objektivität. Glasersfeld schreibt:Natürlich sollte diese konstruktivistische » Objektivität « einen anderen Namen bekommen, denn sie liegt ja nicht in einer Welt der Dinge an sich, noch weist sie auf eine solche hin. Sie be1ndet sich ausschließlich innerhalb der Grenzen 40 Ebd.: 116.41 Ebd.: 116.42 Glasersfeld 1997: 195.