3.4 Humberto Maturana 59 mindest mit Hilfe von Kognition zeigen, wie das Phänomen der Kognition in der Arbeitsweise lebender Systeme entsteht.67 Für Maturana steht also fest, dass Kognition ein biologisches Phänomen ist und so-mit im biologischen Bereich erklärt werden muss. Der Zirkel, der entsteht, wenn Er -kenntnis benutzt wird, um Erkenntnis zu erklären, ist notwendig, ist Voraussetzung für eine Theorie der Erkenntnis jenseits klassischer Erklärungsversuche der Philoso-phie.[…] wir kommen nicht umhin, Kognition zu benutzen, um Kognition analysie-ren zu können; wenn man das nicht tut, kann das Phänomen der Kognition auch nicht erklärt werden.68 Niklas Luhmann, dessen soziologische Arbeiten stark von Maturanas Konzeptionen beeinfusst wurden, stellt mit Blick auf Zirkelbildung und Selbstreferenzialität fest:Blickt man auf neuere Entwicklungen der Erkenntnistheorie, so fällt vor allem eine Abwendung von transzendentaltheoretischen Fundierungsversuchen und eine Rückkehr zu naturalen Epistemologien auf. […] Für eine naturalisierte Epis-temologie kann es dann auch nicht überraschend kommen, wenn sie auf ihre eigene Selbstreferenz stößt. Gerade wenn sie sich als Wissenschaft von natürli -chen Prozessen versteht, hat sie sich darauf immer schon eingelassen; und ge-nau damit unterscheidet sie sich als posttranszendentale von den praetranszen-dentalen Erkenntnistheorien, die nur common sense bzw. Assoziiergewohnheit oder Vorstellungssicherheit als Grund von Erkenntnis anzugeben wußten.69 Biologen wie Maturana haben erkannt, dass sie und ihre Forschungen selbst Teil der Biologie sind: Die Lehre vom Leben wird vom Leben selbst geschrieben – diese Natur-wissenschaft ist selbstrefentiell geworden, Erkenntnis ist nur durch Erkenntnis fun-dier- und erklärbar.3.4.1 Der Beobachter Der » Beobachter « ist ein Paradigma des konstruktivistischen und systemischen Denkens, eine Theorie des Ausführens von Beobachtungen, die auch als Unterschei-dungen kenntlich gemacht werden. Sie gelten als kleinste Einheiten im Erkennt-nisprozess. Dabei gibt es keine planerische Instanz im Gehirn, die phrenologisch 70 als » Sitz des Beobachters « verstanden werden könnte, insofern ist die Bezeichnung missverständlich. Maturana schreibt:Die grundlegende Operation eines Beobachters in seiner Lebenspraxis ist die Operation der Unterscheidung. In dieser Operation der Unterscheidung bringt 67 Maturana 1987: 89.68 Ebd.: 90.69 Luhmann 1988: 647.70 Vgl. Eintrag Wikipedia » Phrenologie « : http://goo.gl/gTVWQ, Zugriff am 18.3.2011.