3.10 Herbert Marshall McLuhan 103 der Rezipienten voraussetzen, könnte man ihre Wirkung als kulturell invasiv und individuell immersiv beschreiben.195 Kühle Medien setzen immer die ergänzende, konstruktive Natur des Rezipienten voraus, er ist in größerem Ausmaß persönlich für das » Gesamtmedienerlebnis « ver-antwortlich, da sie selbst nur wenig Information tragen und ihnen somit ein » Mo-ment der Distanz « 196 eingeschrieben ist. Grundsätzlich gilt, dass » die ›heiße‹ Form ausschließt und die ›kühle‹ einschließt « ,197 die eine beinhaltet Exklusion, die andere ein Moment des Sozialen. Eine Vorlesung regt weniger zum Mitmachen an als ein Seminar.198 Christopher Horrocks bemerkt mit Blick auf den Computer:The issue becomes more complicated with a ›metamedium‹ such as the com-puter, in which a variety of hot and cool media (RealVideo and e-mail, for ex-ample) are superimposed and juxtaposed. In this context, virtual reality is ar-guably a very cool medium indeed.199 Der Computer als (Multi- oder Meta-)Medium ist also weder eindeutig heiß noch kühl in diesem Sinne. Es zeigt sich gleichzeitig, dass die Entscheidung einer eindeu-tigen Klassi1kation als hot oder cool weder möglich noch sinnvoll ist. Im Umgang mit diesem Medium der unterschiedlichsten Formenbildungen ist es immer der Nutzer, der über den Grad seiner Aktivität entscheidet. Ohnehin ist die Praxis, jed-wedes Medium entweder als an sich hot oder an sich cool zu klassi1zieren, eine on-tologisierende und somit eine grundsätzlich stark einschränkende Sichtweise auf Technologie und/oder Medien. Jörissen weist in diesem Zusammenhang auf den Medienpragmatismus Mike Sandbothes hin, der eine pragmatische Transformation von hot und cool media vorschlägt und damit ontologisierende Fixierungen und de-terministische Ohmacht gegenüber der Technologie ablehnt. » Heiß « - und » kühl « -Unterscheidungen werden in Ausprägungen von Mediennutzungsstilen transfor-miert, der Gebrauch eines Mediums allein bestimmt dabei die Involvierung.Die Nutzerinnen und Nutzer konstruieren durch soziale habitualisierte Weisen des Mediengebrauchs das, was ein Medium (in Relation zu einem anderen Medium) jeweils ist. Medien sind aus dieser gebrauchstheoretischen Sicht nicht als wahrnehmungstechnische Erweiterungen von Sinnesorganen, son-dern vielmehr als soziale Konstruktionen zu verstehen.200 In der jüngeren Instrumentengeschichte gibt es mehrere Beispiele, in denen techno-logische Entwicklungen in einem kreativen Akt » abgekühlt « wurden und sich durch bloße Veränderung des Gebrauchs sogar der Schritt von einem Verbreitungs-medium hin zu einem Musikinstrument vollzogen hat.195 Jörissen 2007: 200.196 Jörissen 2007: 200.197 McLuhan 1997: 118.198 McLuhan 1997: 118.199 Horrocks 2001: 78.200 Sandbothe 2001: 163.