4.1 Eine kurze Geschichte der Virtualität 121 oder bloßer Motorik. Die Kraft, das Können (virtus) wird von Klug bildlich in das Zentrum des Musikverständnisses verlagert:Virtuosität ist nur als ganzheitliches Phänomen zu fassen und kann nicht auf ihre äußerlichen Teilbereiche begrenzt werden. Virtuosität braucht Virtuali-tät.12 Die Geschichte der Musikerziehung ist eine Mediengeschichte, wie Klug mit McLuhan feststellt. Die Fixierung auf das Medium der Notenschrift produziert ihre eigenen Effekte, die nun digital-multimedial aufgelöst werden könnten.4.1.2 Cyberspace Der Begriff Cyberspace entstammt den Romanen des Schriftstellers William Gibson und taucht erstmals im Text » Burning Chrome « von 1982 auf. Zur Etymologie 1ndet sich in Grundbegriffe der Medientheorie von Roesler und Stiegler:» Cyberspace « ist eine neue Wortschöpfung aus den Komposita » cyber « und » space « . Die Vorsilbe » cyber « geht auf das griechische Wort » kybernetes « zu-rück, was ursprünglich » Steuermann « heißt, » space « kommt vom lateinischen » spatium « , was » Abstand « und » Raum « bedeutet.13 Wie auch der synonym verwendete Begriff Virtuelle Realität wird der Begriff Cyber-space für eine Reihe durchaus disparater Technologien verwendet, die Roesler und Stiegler im Rückgriff auf Featherstone und Burrows in drei Sparten aufteilen:1. den sogenannten » Barlovian Cyberspace « , der alle internationalen Compu-ternetzwerke, insbesondere das Internet umfaßt,2. die » Virtual Reality « als visuelles, auditives und haptisches Erlebnis durch Datenbrillen, -handschuhe, -helme und -anzüge vermittelt, und 3. den » Gibsonian Cyberspace « , wie ihn Gibson in seinem Roman erfunden hat […]14 Gibson erfand » den Cyberspace « unter anderem, nachdem er die Intensität beob-achtete, mit der Jugendliche in den Spielsalons von Vancouver vor den Bildschir-men saßen.[…] jeder, der viel mit den Maschinen umging, kam schließlich dazu, beinahe wie einen Glaubensartikel die Realität dieser imaginären Welt zu akzeptieren.» Sie entwickelten einen Glauben daran, daß sich hinter dem Schirm eine Art 12 Klug 2001: 213.13 Roesler/Stiegler 2005: 59.14 Roesler/Stiegler 2005: 60.