134 Beobachtungen der Virtualität – vom Cyberspace zum virtuellen Instrument relationship with the physical world in a new plane « 51 könnte zumindest ebendies bedeuten: eine zweite Welt wird auf Basis induzierter Sinnesreize synthetisiert. Die-se Reize können über Interfaces hergestellt werden, die gleichzeitig den Kontakt des alltäglichen Raums unterbinden, deshalb die Wahrnehmung » neuer « virtueller Räu-me.Zusammenfassend formuliert bedeutet VR für Lanier demnach, dass der alltägli-che Input der Sinnesorgane umfassend ersetzt wird. Er wird aber nicht durch etwas völlig neues ersetzt, sondern durch anderen Input der gleichen Sinnesorgane. Beide,die virtuelle, als auch die alltäglichen Räume, entstehen dabei durch das gleiche Prinzip, beide erscheinen als Zuschreibungen unterschiedlicher Welten, die inner-halb eines einzigen Informationsstroms unseres Wahrnehmungsapparats gemacht werden. Insofern kann und muss man Laniers Konzept der Realitätsherstellung als strukturell konstruktivistisch verstehen, wenn man das Oxymoron VR in seiner Wi-dersprüchlichkeit aufösen will. Realität ist hier etwas, das auf Basis einer Interpre-tation von Signalen der Sinnesorgane zustande kommt. Ganz wie im Modell der un-differenzierten Codierung bei Heinz von Foerster codieren die Rezeptoren nicht ein » Was?« an Information, sondern immer nur ein » Wieviel?« . Realität wird in Folge komputiert oder synthetisiert, es bleibt bei der » einen « Realität, da sich bei den ko-gnitiven Verarbeitungsprozessen im Gehirn, wie Lanier selbst feststellt, prinzipiell nichts ändert.Betrachtet man die Begriffe, die bei Lanier und der Diskussion » seiner « VR im Spiel sind, fällt eine asynchrone Unterscheidung auf, die zurechtgerückt werden muss, wenn die Begriffsbildung verstanden werden soll. Die oftmals gewählte Ge-genüberstellung von Realität und Virtueller Realität ist zunächst unzulässig, denn sie verdeckt, dass hier bereits eine grundlegendere Unterscheidung vorangegangen ist.Anders formuliert: hier werden die falschen Unterscheidungsebenen gegenüber ge-stellt. Die grundsätzliche Unterscheidung lautet Realität/Virtualität, bzw. real/vir-tuell. Die Einsicht in die offenbare Realität dieser synthetisierten Welten führte bei Lanier zur Wiedereinführung der Virtualität auf der Seite der Realität – etwas Rea-les war plötzlich virtuell.Abb. 4.2: Die Einführung der Virtualität auf Seiten der Realität Eleganter wirkt Espositos Begriff der » realen Virtualität « , da genau genommen ja nicht die Virtualität auf Seiten der Realität eingeführt wird, sondern der umgekehrte Fall passiert. Laniers VR zeigt in diesem Kontext dennoch, dass Realität die Einheit 51 http://www.jaronlanier.com/vrint.html, Zugriff am 14.12.2009.