4.5 Der Realraum 145 geschlagene Aufteilung in Medien im weiten, engen und engsten Sinne, um den Medienbegriff in Folge handhabbar zu gestalten. Obwohl auch die wirkliche Welt damit in verschiedener Hinsicht eine vermittelte Welt ist, bleibt diese Vermitteltheit offenbar unsichtbar. Fromme schreibt dazu:Diese Vermitteltheit bleibt aber zunächst unbewusst, denn der Gebrauch der Sinne, der Sprache und der sonstigen Mittel, die uns leiblich und geistig zur Verfügung stehen, erscheint uns ganz natürlich. Dass sie Hilfsmittel sind, die unsere Weltsicht mit konstituieren, erschließt sich nur refexiv, denn sie sind für uns integrale Bestandteile unserer selbst; prärefexiv sind wir dieses Ensem-ble aus geistigen und sinnlichen Kräften.78 Es entsteht das bereits beschriebene Paradox, durch die bedingte Medialität virtuel-ler Räume die unbedingte Medialität jeglicher Erkenntnis nicht erkennen zu kön-nen. Wie im Verlauf der Arbeit deutlich geworden ist, ist aber im Grunde keinerlei Wahrnehmung denkbar, die nicht in irgendeine Form von Vermittlung verstrickt ist.Im Anschluss stellt sich dann die Frage, ob überhaupt sinnvoll zwischen wirklicher und virtueller Wirklichkeit unterschieden werden kann. Die hier angedeutete Welt der » Bordmittel « menschlicher Erkenntnis bildet offenbar einen Referenzrahmen » wirkliche Welt « – neben anderen, denen im Folgenden noch nachgegangen werden soll. Trotz seiner eigenen aufgezeigten Bedingtheit ist dieser Referenzrahmen der Bezugspunkt von Unterscheidungen wie » real und 1ktiv « , » wahr und falsch « , » na-türlich und künstlich « .79 Fromme verweist in diesem Zusammenhang auch auf Wolfgang Welsch, der von ReJexionsbegriffen schreibt, die Unterscheidungen jeweils aus einer bestimmten Perspektive heraus bilden und insofern im Sinne von Relatio-nen und nicht von ontologischen Tatsachen zu verstehen sind. Die sogenannte » rea-le Welt « als Modus der Wirklichkeit im Gegensatz zum Cyberspace ist demnach eine Unterscheidung, in der » real « als Kontrastmittel benutzt wird. Es gibt Welten,die uns mehr oder weniger verlässlich oder ursprünglich erscheinen und in diesem Zuge wird über sie auch – grundsätzlich durchaus sinnfällig – anders gesprochen.Der Raum, der auf Basis der menschlichen Grundausstattung gebildet wird, kann im Sinne einer pragmatischen Annäherung als » Real Life « , » reale Realität « oder » wirkliche Welt « bezeichnet werden. Diese darf zwar nicht im Sinne einer utopi-schen Natürlichkeitsvorstellung oder unverstellten Erkenntnis ontologisch instru-mentalisiert werden, gilt hier aber zunächst als unmarked space der Bezeichnung » Virtuelle Realität « . Allerdings eher – dies muss einschränkend stets mitgeführt werden – unbefriedigend, da realistische Missverständnisse vorprogrammiert er-scheinen. Zudem lässt die Unterscheidung Realität/Virtualität andere Medien un-beobachtet. Es ist nicht ganz klar, ob etwa Medien des Buchdrucks mit dem neuen Dispositiv nun auf der Seite der » Realität « vorkommen, als andere Ausprägungen der Virtualität gesehen werden oder ob sie schlicht nicht observiert sind.78 Fromme 2008: 171.79 Fromme 2008: 171.