148 Beobachtungen der Virtualität – vom Cyberspace zum virtuellen Instrument können, zeichnet sich ein pluralistisches Raumverständnis ab, in dem Virtualität als Raumentwurf kaum bloß einem einzigen anderen Raum kontrastiert werden kann,sondern verschiedene » Welten « in einem multimodalen Raumkonzept lokalisiert werden müssen. 4.6 Raum als Medium Ein bislang kaum thematisiertes Problem innerhalb der theoretischen Auseinander-setzung mit virtuellen und » realen « Räumen ist, dass auch die Erkenntnis virtueller Welten nur über den natürlichen Erkenntnisapparat des Menschen möglich ist und eine trennscharfe Unterteilung in physische und virtuelle Welt in diesem Sinne be-reits unterlaufen wird. Wir besitzen kein außernatürliches Sensorium, mit dem digi-tale virtuelle Welten wahrgenommen werden können. Sie erreichen uns vielmehr –etwa in Form von Luftschwingungen – auch über die Welt der » Teilchen und Kräf -te « , was eine klare Opposition von » physikalisch « und » virtuell « von vornherein unmöglich macht. Es gibt keine Töne im Digitalen, da ein Computerklang im Com-puter aus Information besteht – er wurde mittels eines Analog-Digital-Wandlers in binäre Daten transformiert. Die spezi1sche Digitalität ist nur mittelbar zu beobach-ten. Obwohl sich die virtuellen Welten über physikalische Phänomene zeigen, ist die virtuelle Welt jedoch nicht einfach in der physischen Welt enthalten. Sie erreicht uns zwar über die gleichen Wahrnehmungskanäle, bewirkt jedoch die gänzlich an-dere Projektion in Richtung » anderer « Räume. Beide, virtuelle und physische, er-scheinen somit als Zuschreibungen unterschiedlicher Welten innerhalb eines einzi-gen Erkenntnisvorgangs. Prärefexiv, wie Johannes Fromme im weiter oben zitierten Text schreibt, ist dabei die Wahrnehmung der physischen Welt ein Transport der Realität da draußen in den Kopf hinein. Refexiv hingegen zeigt das Paradox, dass virtuelle Welten uns über die physikalische Welt der » Teilchen und Kräfte « errei-chen, aber als Räume nicht einfach in ihr enthalten sind, dass jener Raum, der von Margaret Wertheim, Lev Manovich oder Jaron Lanier als physikalische Welt be-zeichnet wird, eigentlich die Zuschreibung einer Welt » hinter « der Physik, nicht je-doch die Physik selbst ist. Diese steht als wissenschaftliche Realitätsverdopplung nur für sie selbst und für keine Welt da draußen.Das Konzept des Raums, respektive das Konzept unterschiedlicher Räume, wird den verschiedenen Objekten, mit denen wir interagieren, sozusagen zugetragen.Wenn alle Information den Erkenntnisapparat als ein Strom an Daten erreicht, muss,um eine Unterscheidbarkeit von virtuellen und realen Welten zu gewährleisten, in-nerhalb dieser » einen « Wahrnehmung eine Zuweisung zu den jeweiligen Sinnzu-sammenhängen, bzw. Räumen, statt 1nden. Dies kann aber erst in einer zweiten Be-obachtung geschehen, die als Beobachtung zweiter Ordnung bezeichnet werden kann.Dabei ist die Vorstellung einer Welt » hinter « den Intermedien Bildschirm oder Lautsprecher natürlich irreführend, denn die Welt der Pixel, Codes, Bytes, Platinen oder Chips ist nicht die Ontologie digitaler Virtualität. Für das Konzept des Raums