152 Beobachtungen der Virtualität – vom Cyberspace zum virtuellen Instrument Kopplungen determiniert, wie Rolf Großmann für den Kontext Klangkörper und Spielweise deutlich macht:Die Trennung von Akustik und Optik betrifft die vormals ›natürliche‹ Einheit der Wahrnehmung von Klangerzeugung und Raum, Bewegung sowie gesti-scher Performanz der Akteure.97 In einer ersten Zusammenfassung scheint es hier durchaus einen kybernetischen Raum zu geben, der einem » natürlichen « Raum kontrastiert werden könnte. Der virtuelle Körper erzeugt, synthetisiert gewissermaßen den virtuellen Raum als Au-ßenseite der virtuellen Form – die Rede vom » Cyberspace « als Medium der Cyber-körper scheint gerechtfertigt. Es wird auch deutlich, dass es diesen Raum nicht » tat-sächlich « geben muss, und darüber hinaus nicht geben kann: Raum liegt niemals an sich vor, auch der vermeintliche » Realraum « wird im Umgang mit Körpern lediglich synthetisiert.Erst in einem zweiten Schritt wird deutlich, dass es sich letztlich jedoch um Un-terscheidungen innerhalb ein und desselben Ordnungsprinzips handelt, auf das man auf der Außen- oder Mediumseite beider Arten von Körpern stößt. Es bleibt also im Grunde bei dem einen Raum, denn ihm ist es gänzlich äußerlich, welche For-menbildungen er ermöglicht, daran ändert auch die Ansammlung von Cyberformen und physischen Formen zu Cyberspace und physical space nichts. Der Cyberspace als Medium der Cyberkörper ist dabei ebenso wenig an sich wahrnehmbar wie jener Raum, der auf der Außenseite von physischen Körpern mitgeführt wird. Raum wird, zusammenfassend festgestellt, durch die Bildschirm- und Lautsprecherwelten nicht mehr – wie in Lev Manovichs grundsätzlich wertvollen Konzeptionen – erwei-tert, er wird vielmehr bloß an Hand seiner Formen unterschieden, was ihn an sich weder verkleinert, noch vergrößert oder erweitert, das Ordnungsprinzip Raum als Letzthorizont wird vielmehr erhalten und durch die neuen Formen und Begriffe wie » Cyberspace « sogar noch gefestigt.4.6.2 Virtualisierter Raum vs. virtualisierter Körper Die relativ strengen Kriterien der Systemtheorie vorausgesetzt, ist Raum als Me-dium nicht hintergeh- oder virtualisierbar, da er wie beschrieben nicht an sich wahr-genommen werden kann. Wenn man außerdem die traditionelle Unterscheidung von Aktualität und Potentialität (Virtualität) heranzieht, wie dies auch noch bei Ni-klas Luhmann vorzu1nden ist, ließe sich sogar sagen, dass jeglicher Raum immer schon virtuell ist und den aktuellen Körpern als Horizont der Möglichkeiten (Stel -len, die Körper einnehmen können) gegenübersteht. Doch die Idee des Raums als synthetisierter Außenseite der Objekte im Sinne einer Reduktion der Komplexität der Welt an sich, die wie beschrieben auch eine Verortung virtueller Räume ermög-licht, kommt ohne den letztlich problematischen Rückgriff auf solch traditionelle Virtualitätsbegriffe aus, die auf Möglichkeit oder Potentialität abheben. Virtualisier-97 Großmann 2005: 190.