158 Angewandte Neue Instrumentenkunde Computermusik sowie im Parameterdenken der seriellen Ästhetik höchste Ak-tualität erlangen sollte. Gleiches gilt ähnlich für automatische Musikinstru-mente in der Trennung von » Antrieb « , » Informationsspeicher « und klingen-dem Instrumentarium bis zu den computerisierten Instrumenten unserer Zeit.6 Zwei wichtige Themenfelder lassen sich aus den soeben betrachteten Zitaten von Enders und Harenberg ablesen: Es erscheint in diesem Zusammenhang erstens ent -scheidend festzustellen, dass Computerinstrumente nicht in erster Linie den analo-gen modularen Synthesizer als Vorfahren haben, weil es eine Reihe von klanglich präzisen Simulationen gibt, die bisweilen sogar ein optisches Mimikry betreiben (das bis zur Abbildung des Patchkabelgewirrs reicht), denn dies würde eine weitere letztlich unhaltbare Orientierung an der Kategorie Klangerzeugung darstellen. Sie sind vielmehr Nachfahren der analogen Synthesizer, weil sie modulare Musik-Ma-schinen sind und die Modularisierung durch die Erweiterung in die digitale Virtuali-tät hinein eine Ausdifferenzierung erfahren hat. Das über die Grenzen der diversen Fabrikate hinweg erfolgreiche MIDI-System gewährleistet dabei auch heutzutage noch die Fortsetzung der schon früher auftretenden Modularisierung (etwa der be-schriebenen Kirchenorgel) und führt diese nicht erst ein.Zweitens wird hier ein systematischer Scheideweg deutlich, der direkt an Kon-zepten der Verortung von Computerinstrumenten ansetzt. So trennt Harenberg, wie im letzten Zitat ersichtlich, das Interface vom Instrument, während Enders Interface und Tongenerator als integrative Komponenten im modularen Konzept » Instru-ment « verortet. Das Instrument besteht für Harenberg aus dem von der Bedie-nungseinheit abgelösten Klangkörper, den Orgelpfeifen im vorliegenden Beispiel.5.1.2 Computer und Instrumenten-Klassi'kationen Im westlichen Kulturkreis fand die Systematisierung und Kategorisierung der Musikinstrumente hauptsächlich anhand der Art der Tonerzeugung statt.7 » Klassi-sche « Instrumente liefern mit eben diesen fest umrissenen und dominanten Um-ständen der Tonerzeugung deutliche Implikationen für eine solche Klassi1kation, es entstand die auch heute noch bekannte Hornbostel-Sachs-Systematik, die -Idiophone (Selbstklinger),-Membranophone (Fellklinger),-Chordophone (Saitenklinger) und -Aerophone (Luftklinger)unterscheidet. Um der epochemachenden Technologie der Elektrizität ihren Platz einzuräumen, kam noch die Kategorie der Elektrophone (Stromklinger) hinzu. Eben-falls üblich ist eine Einteilung nach den Spieleigenschaften der Instrumente. Die 6 Harenberg 1999: 4.7 Im asiatischen Kulturkreis ist auch eine Einteilung nach Rohmaterialen der Herstellung bekannt, es gibt acht Materialgruppen: Metall, Stein, Garn, Bambus, Kürbisfrüchte, Ton, Leder und Holz.