160 Angewandte Neue Instrumentenkunde Für eine Klassi1zierung » klassischer « Instrumente bot sich demnach allein auf-grund ihrer Beschaffenheit die Kategorie Klangerzeugung an. Diese Kategorie ist of-fenbar nicht erst mit dem Multimedium Computer und seinen theoretisch unbe-grenzten Klangwelten fragwürdig geworden, sondern wurde schon mit Aufkom-men der Elektrizität im Themenfeld zu einer vorwiegend historisch agierenden Sys-tematik.Während traditionelle Instrumente ihre physische Klangerzeugung als domi-nante Bestimmungsfaktoren ins Instrumentalspiel einbringen (deshalb sind diese Faktoren zu Recht auch in der Klassi1kation der Instrumente so promi -nent, s.o.), sind elektronische und mehr noch digitale Musikinstrumente selbst vorgängig Produkte einer rationalen und rationalisierten Kultur.12 Die Einführung der Kategorie Elektrophone stellte somit den Versuch dar, ein System durchzuhalten, dass in anderen technikkulturellen Kon1gurationen entwickelt wur-de. Die neuen Instrumente sind jedoch als Produkte eines veränderten soziokultu-rellen Umfelds nicht integrierbar. Sie werden – wie weiter oben bei der Charakteris-tik nach Spieleigenschaften besonders deutlich wird – einfach als Fremdkörper an-gefügt. Die Übergänge sind in einer solchen Taxonomie nicht zu glätten.Dass es schon im Bereich der klassischen Instrumente taxonomische Auffällig-keiten und Vermischungen der zwei geläu1gen Taxonomien gab, zeigt sich etwa in einer früheren Ausgabe von Valentins » Handbuch der Musikinstrumentenkunde « von 1980. Hier wird die Mundharmonika zu den Tasteninstrumenten gezählt, da sie die gleiche Klangerzeugung besitzt wie ein Harmonium oder Akkordeon.13 Abb. 5.1: Mundharmonika als Tasteninstrument bei Valentin.12 Großmann 2010: 196.13 Valentin 1980: 8.