5.1 Die historische Verortung von Computerinstrumenten 163 Abb. 5.2: Instrumentenauswahl im Programm » GarageBand « . Man hat die Wahl zwischen Software-Instrumenten, echten Instrumenten und E-Gitarre.5.1.3 Die (De-)Instrumentalisierung von Reproduktionsmedien Stellt man auf einer technologisch-systematischen Ebene die Frage, ob der Compu-ter überhaupt ein Instrument ist, bzw. sein kann, so fällt die Beantwortung allein schon wegen der umfänglichen und stark unterschiedlichen Anwendungen schwer,die vom virtuellen Tonbandgerät und MIDI-Sequenzer über die Simulation von Hardware-Synthesizern bis zu den graphischen Entwicklungsumgebungen wie Max/MSP/Jitter oder den physikalisch modellierten Instrumenten » realer Virtuali-tät « reichen. Wenn etwa ein Tonbandgerät oder ein Plattenspieler nicht als Musikin-strument gesehen wird, wieso sollte die digital-virtuelle Variante dann ein solches sein/werden können? In den populären Produktionsumgebungen wie Cubase, Lo-gic oder ProTools fießen solcherart nicht digital-virtuelle Vorgängertechnologien zusammen, allerdings sind seit einiger Zeit Tendenzen zu erkennen, die auch im Be-reich der » Mainstream « -Programme eine verstärkte Aufösung der Trennung in rei-ne Aufnahmesoftware, MIDI-Sequenzer, Grooveboxen, virtuelle Instrumente oder Effekte nahe legen. So etwa die Entwicklung der Software » Live « der Berliner Firma Ableton (siehe Exkurs 3.10.5.2), die neue Möglichkeiten des digitalen Mediums aus-nutzt und zum Beispiel auf lineare Zeitachsen virtualisierter Tonbandgeräte weitge-hend verzichtet.Zwei Entwicklungslinien, die sich trotz allem auch heute noch deutlich an den GUIs, den gra1schen Benutzeroberfächen der Sequenzer-Programme ablesen las-sen, veränderten dabei deutlich die Beziehung Mensch-Maschine/Instrument, denn sie trieben die Aufösung linearer Zusammenhänge von Klang und motorischer Ak-tion des Interpreten voran.