5.1 Die historische Verortung von Computerinstrumenten 167 werb von Lochkarten (gewissermaßen digitalen Tonträgern), die von verschiedenen Interpreten eingespielt wurden, ließen sich, der Besitz des Mélotropes vorausge-setzt, die unterschiedlichen Interpretationen bekannter Werke anhören.Als ein späterer Höhepunkt der Musikautomatengeschichte kann das im Ver-gleich zum Welte-Orchestrion bescheidener daherkommende, 1904 patentierte,Welte-Mignon-Reproduktionsklavier gelten, dass über » Notenrollen « , also Loch-streifen aus Papier, die Speicherung, Vervielfältigung und massenhafte authentische Wiedergabe von Musik ermöglichte.Abb. 5.4: Steinway-Welte Klavier, 1919 24 Komponisten wie Debussy, Grieg oder Mahler konnten über die Notenrollen die In-terpretation ihrer eigenen Werke festhalten, außerdem entstanden Kompositionen (zum Beispiel von Paul Hindemith) speziell für das Welte-Mignon Klavier, die von Hand nicht zu spielen waren, einen menschlichen Interpreten also gar nicht erst vorsahen. Aus der Perspektive von Bernd Enders wird hier das Instrument zum Au-tomaten – umgekehrt wird der Interpret » herkömmlicher « Musik zum komplexen Controller:Steuert ein Analogsynthesizer die Oszillatoren (oder die Stiftwalze die Flöten oder Trommeln), dann tritt ein steuerndes Programm an die Stelle des musizie-renden Menschen, das Instrument wird zum Automat oder auch umgekehrt:Beim manuell zu spielenden Instrument tritt der Mensch als Controller an die Stelle der steuernden Maschine.25 Eine Zeitlang verschwanden die Musikautomaten – abgesehen von Turmglocken-spielen oder vereinzelten Spieluhren – von der Bildfäche. Andere Reproduktions-24 http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:SteinwayWelte1919.jpg, Zugriff: 9.9.2010.25 Enders 2005b: 27.