172 Angewandte Neue Instrumentenkunde Mit dem Computer als Multimedium wird eine solche Bestimmung der Vorgän-gertechnologie grundsätzlich schwerer. Er ist mit Tastatur und Textverarbeitungs-programm eine neue Form der Schreibmaschine, als » number cruncher « eine Wei-terentwicklung des Rechenschiebers bzw. Taschenrechners, ist verbessertes Postsys-tem (Email) oder digitale Musiksammlung. Da der multimediale Computer mehrere Vorgängertechnologien und Mediensysteme integriert, in ihm somit die Fäden dis-parater Anwendungsbereiche zusammenlaufen, scheint er zunächst in seiner » viel-gestaltigen Metaphorizität « ,37 nur als Simulationsmaschine der digitalen Nach- und Abbildung letztlich bekannter, vordigitaler Phänomene, zu existieren, die nach wie vor die vorherrschende und kommerziell erfolgreichste Strategie darstellt.38 Auf den hier relevanten Kontext der virtuellen Instrumente bezogen, sind dies die klas-sischen Klangsyntheseverfahren sowie das Sampling:Auf traditionelle Instrumente bezogen würde in den klassischen Klangsynthe-severfahren ein Klarinettenklang dadurch simuliert, dass man sein Oberton-spektrum sowie das Klangverhalten im Ein- und Ausschwingvorgang pro-grammiert. Mit Sampling würde man mittels Multisamples, die vielleicht zu-sätzlich noch verschiedene Register und Dynamiken berücksichtigen, im Grunde versuchen, zum gleichen, jeweils nur in den genannten Dimensionen reproduzierbaren Ergebnis zu gelangen.39 Die einfachste Art und Weise, den Computer klingen zu lassen wie ein » klassisches « Instrument ist die Nutzung als gewissermaßen » erweiterter Media Player « . Bei der als Software-Sampling bezeichneten Technik werden digital vorhandene, zuvor auf-genommene Audiodateien über ein virtuelles Instrument, den Sampler abgespielt,wobei etwa die Klänge einzeln über die Computer- oder Keyboardtastatur verteilt werden können. Ein gutes Beispiel ist hier der recht einfache Sampler Impulse, der in die aktuellen Versionen des bereits beschriebenen Programms » Live « der Berliner Firma Ableton integriert ist. In die acht freien Felder auf der Bedienoberfäche von » Impulse « können zum Beispiel Einzelklänge (» one-shots « ) eines Schlagzeugs, aber auch die einer Oboe, Alltagsgeräusche oder die ersten acht Sinfonien Beethovens ge-laden werden. Ein paar Modulationsmöglichkeiten und Effekte sind in Impulse be-reits integriert.37 Vgl. Tholen 2008: 136.38 Harenberg 2003: 74.39 Harenberg 2003: 90.