196 Angewandte Neue Instrumentenkunde Abb. 5.23: Ein einfaches Instrument (a simple instrument)nach Max Mathews 82 Das zuletzt dargestellte » einfache Instrument « besteht aus nur einem Block. Eine Frequenz P4 – im Beispiel eine sinusoidale Welle – wird mittels der Funktion G1 mit einem modulierenden Parameter P2 verbunden, der die Amplitude des Ausgangs-signals verändert, sie in diesem Beispiel nicht gleichmäßig stark schwingen lässt,sondern periodisch » ausblendet « . Die Nähe dieser Frühform eines virtuellen Instru-mentes zu den Patches der Programmiersprache Max/MSP ist offensichtlich. Diese können als Nachfahren der frühen Entwürfe von Mathews insofern durchaus als re-zente (virtuelle) Instrumente bezeichnet werden. 5.4.2 Das Instrument zwischen Interface und Generator Es lässt sich jedoch ebenso feststellen, dass schon zu Beginn der Computermusik eine gewisse Unsicherheit bzw. Uneindeutigkeit konstatiert werden kann, welches Medium hier das Instrument formt – der Computer (Hardware) oder das Programm (Software). Der Rechner, der durch seine Medialität dem Instrument mit dieser auch ihre Artefakte und Konsequenzen einprägt, liegt im Sinne McLuhans oder auch Luhmanns als Summe ineinander verschachtelter Medienebenen vor. Er ist das Medium, dass die digitale Virtualität ermöglicht und einrahmt, diese wiederum ist Medium für Formen unterschiedlicher Programme. Das Musikinstrument, dass im Kontext des Computers zwangsweise mediale Form ist, wird dieser Struktur unter-worfen: Während Harenberg das Instrument als Form im Medium digitaler Virtuali-tät verortet, betrachtet Enders eher die Ebene des Computers selbst als Instrument,das den Klangkörper als Form digitaler Virtualität sozusagen erst in der zweiten Ebene formt.82 Mathews 1995: 42.