2.5 Metrik 65 In » Happiness Is A Warm Gun « findet sich ein einzigartiges Beispiel,wo Lennon zwei verschiedene metrische Gliederungen nicht aneinander anschließt,wie gewöhn-lich,sondern sogar gleichzeitig ablaufen lässt.Erstaunlich ist,wie Lennon über diese metrische Ausdrucksvielfalt verfügt,ohne sie theoretisch durchdacht zu haben oder gar in ausnotierter Form genau vorher-zuplanen,für ihn scheint sie ganz natürlich zu sein (vgl.Zitat von Keltner,S.50).Dass es für die anderen Musiker nicht immer ganz leicht war,diese für ihn so na-türlichen Wechsel mitzuvollziehen,zeigt sich daran,dass für die Basic Tracks von » Happiness Is A Warm Gun « ,einem metrisch sehr komplexen Song,an zwei Tagen hintereinander siebzig Takes aufgenommen wurden (vgl.Lewisohn,157).Meist liegt die metrische Komplexität in Lennons Songs darin begründet,dass bei ihm die Musik der Struktur der Sprache folgt,er also versucht,die gesprochene Sprache musikalisch richtig abzubilden.Dass McCartney in dieser Hinsicht in genau umgekehrter Reihenfolge arbeitet,ist vermutlich einer der Gründe,warum seine Metrik wesentlich unauffälliger ist.2.5.3 McCartney Die Kürze dieses Abschnittes über die Metrik McCartneys verrät im Verhältnis zu den langen Ausführungen über Lennon den wesentlichen Unterschied:McCartneys Metrik ist nicht annähernd so komplex wie Lennons.McCartney verwendet nur selten große Triolen und hat nur ein einziges Lied im 3/4-Takt geschrieben,» She’s Leaving Home « .Mir ist auch kein Song von McCart-ney bekannt,bei dem er Puls und Unterteilung so ausbalanciert wie Lennon oder die Identifikation von Takt,Metrum und Unterteilung ähnlich problematisch ist wie in den oben analysierten Lennon-Songs.Nur wenige Lieder weisen metrische Irregularitäten auf,wie z.B.» Martha My Dear « ,» Good Day Sunshine « ,» Blackbird « und » Two Of Us « ,die sich aber im Wesentlichen auf einen eingestreuten ungeraden Takt beschränken,wie an » Black-bird « gezeigt werden soll.McCartney benutzt hier in der Gitarrenbegleitung einen Aufgang in das Begleit-muster,der so charakteristisch ist,dass er ihn auch als Intro für das ganze Stück wählt.Während das Begleitmuster wie üblich im 4/4-Takt steht,besteht der Auf-gang nur aus drei Vierteln.Immer,wenn die Gitarre dieses Muster spielt,tritt daher ein Taktwechsel vom 4/4-zum 3/4-Takt ein (dass im Weiteren auch 2/4-Takte eingeschoben werden,ist hier –wie bei Lennon,vgl.2.5.2.2,S.45 –weniger von Interesse).Das Beispiel zeigt,dass McCartney,vor allem in den späteren Songs (» Black-bird « stammt aus dem Jahr 1968),auch gelegentlich Wechsel zwischen geraden und ungeraden Taktarten einfügt.Es zeigt aber auch,dass sich die Auffälligkeit hier auf einen ganz eindeutig zu beschreibenden Taktwechsel beschränkt.Das Metrum,hier durch ein mittickendes Metronom noch besonders markiert,läuft regelmäßig weiter.Die Ebenen von Metrum und Unterteilung sind als solche eindeutig zu iden-tifizieren,es gibt keine Mehrdeutigkeiten,die bei der Transkription Schwierigkeiten bereiten würden.Es gibt keine Songs von McCartney,die metrisch auch nur an-