2.8 Sound 79 ist er offener dafür,Ungewöhnliches und Fremdes unmittelbar aufzugreifen,wenn es geeignet ist,seine Texte angemessen musikalisch umzusetzen.Das gilt auch für die Verwendung von Geräuscheffekten in den Songs.Wäh-rend McCartney seine Songs mit natürlichen Geräuschen illustriert,ist Lennon innovativer.Er verwendet fremde und verfremdete Klänge,die mit seinen Texten korrespondieren und den Song nicht nur illustrieren,sondern nicht selten wesentlich ausmachen.2.8 Sound 2.8.1 Sound bei Lennon und McCartney Der Sound ist ein wichtiger Parameter in der Musik der Beatles.Enders mahnt zu Recht an,dass man der Musik nicht gerecht wird,wenn man die elektronische Musiktechnik,den damit erzielten Sound und darüber hinaus die Rückwirkung der Technik auf die Struktur der Musik nicht mit in den Blick nimmt.(vgl.Enders,Der Einfluss moderner Musiktechnologien,71)Diese Forderung ist jedoch nicht leicht zu erfüllen.Zunächst ist zu beklagen,dass unsere Musikkultur keine hinreichend präzisen Termini zur Beschreibung von Klangfarben entwickelt hat.Hinzu kommt,dass es einiger technischer Kompetenz bedarf,um beschreiben zu können,wie die Sounds zustande kommen:durch Mikrofone,Equalizer,Kompressoren,künstlichen Hall usw.Hier soll am Beispiel des Gesangs exemplarisch gezeigt werden,dass es auch in Bezug auf den Sound signifikante Unterschiede zwischen Lennon und McCartney gibt.Beide formen ihre Stimme in einem weiten Ausdrucksspektrum zwischen weich und hart,wie der Unterschied zwischen » I Will « und » Why Don’t We Do It In The Road « von McCartney,» Julia « und » Twist And Shout « von Lennon zeigt.Zu diesen von der Stimme selbst erzeugten Unterschieden tritt nun die technische Realisation hinzu,für die vor allem die Tontechniker und der Produzent Martin verantwortlich waren.Dass jedoch auch die Komponisten einen eigenen Formwillen haben einfließen lassen,zeigt sich daran,dass die Sounds tendenziell unterschiedlich klingen.McCartneys Gesang klingt insgesamt einfacher,direkter,» realistischer « als der Lennons,der eindeutig neue Klangfarben sucht und den Gesang technisch verändert und verfremdet.Einen vergleichbar verzerrten Gesangs-Sound wie auf Lennons » I Am The Walrus « findet man bei McCartney nicht.Die Wahl der Gesangs-Sounds ähnelt damit den Vorlieben bei der Instrumentation (s.o.2.7,S.77ff.).Auch dort bliebMcCartney eher klassisch,Lennon suchte im Indischen und Elektronischen das Fremde und Verfremdete.An zwei Beispielen soll das auch für die Gesangssounds gezeigt werden.» Honey Pie « von McCartney bezieht sich textlich auf die 1920er Jahre und lehnt sich dementsprechend auch musikalisch an den Stil dieser Zeit an.Zu Beginn des Songs erklingt zunächst McCartneys unverfremdete Stimme,dann hört man das Knistern und Rauschen einer alten Schallplatte und bei » now she’s hit the big time « wird die Stimme stark verfremdet:Sie klingt,als würde sie von einem Grammophon