84 Elemente der Personalstile im Überblick ›I see music as a craft,‹he said.›I like the idea that I could turn my hand to a Chippendale-style table or a rude country peasant table.I see that as part of the craft.‹(McCartney in Benson,236)Wenn man mit der Fähigkeit gesegnet ist,Musik zu schreiben,kann man un-terschiedliche Formen aufgreifen.Ich habe immer Leute bewundert,für die es ein Handwerk ist –die großen Songschreiber der Vergangenheit,wie Rod-gers und Hammerstein,oder Cole Porter.Ich finde es bewundernswert,dass sie ein Musical genauso schreiben können wie eine Filmmusik.(McCartney in Anthology,234)McCartney stapelt hier tief,denn er beherrscht dieses Handwerk ebenso meister-haft.Bereits während der Beatles-Zeit beginnt er,Filmmusik zu schreiben,später unter vielem anderen ein Oratorium.Everett kann daher aus der Sicht von 1999 schreiben:McCartney is at home in every style from the simple folk tune to the epic classical form and arrangement and has constantly borrowed from his con-temporaries,dipping into jazz,reggae,disco,funk,and techno-pop as he desires.(Everett,Musicians II,283)McCartneys Kompetenz,in verschiedenen Stilen komponieren zu können,setzt –wie bereits gesagt –eine Beschäftigung mit den musikalischen Parametern der Stile voraus,sie müssen erkannt und erlernt werden,bevor man sie so meisterhaft wie er beherrschen kann.Eine solche Schulung ist für Lennon undenkbar.Er benutzt die Einflüsse weitgehend intuitiv,unreflektiert.Auf diese Art undWeise erzielt er völlig andere Resultate als McCartney.Coleman bringt es sehr pointiert zum Ausdruck:Paul was supremely talented;John was an unrepeatable original.(Coleman,86f.)Er hat damit nicht Unrecht:Obwohl McCartney auch Stile auf eine eigenständige Art mischen kann (wie in » Penny Lane « ),besteht seine besondere Fähigkeit darin,Stilkopien zu schreiben.Lennon jedoch bringt Originale hervor,denen man zwar Einflüsse ansehen kann,die aber in der Hauptsache seine persönliche Handschrift tragen.Sichtbar wird dieser Unterschied z.B.beim Vergleich von » I’m Down « und » Yer Blues « .Beide Songs beziehen sich eindeutig auf den Blues.McCartneys » I’m Down « entspricht dabei den theoretischen Regeln,wie ein Blues aufgebaut ist,ist aber vielleicht gerade deswegen glatter,synthetischer als die originalen Vorlagen.Lennon drückt dem Bluesschema in » Yer Blues « seinen eigenen Stempel auf.Der Song ist metrisch extrem komplex,die Scores geben das leider nicht annähernd rich-tig wieder.Durch diese aufwändige Metrik und die wechselnden Formteile entsteht eine zerrissene Form,die in den Vorbildern nicht zu finden ist,sondern Lennons höchstpersönlichen Ausdruck trägt.Wenn Lennon gelegentlich Stile zitiert,so wie Doo-Wop-Schlager im Refrain von » Happiness Is A Warm Gun « ,ist das weniger als Stilkopie zu verstehen.Er benutzt den Schlager hier nicht als eigentliche Ausdrucksform,sondern als zynisches