3.2 » Strawberry Fields Forever « 105 also der Beginn der Strophe,bezieht sich nicht eindeutig auf ein tonales Zentrum.Der Melodieton d wird hier durch die Akkorde G,Bm und Dm harmonisch unter-schiedlich beleuchtet,wobei die Akkorde sich auf die Tonika C genauso gut beziehen lassen wie auf die Dominante G:G Bm Dm Am C:D Dg Sp Tg G:T Tg d Sp Auf die harmonische Ambivalenz des Strophenbeginns (ist G Tonika oder Domi-nante?)wird noch zurückzukommen sein,hier wären funktionelle Bezüge auch zu ganz anderen Tonarten darstellbar (z.B.Dm).Festzuhalten ist,dass diese Akkord-folge gleich zu Beginn funktional mehrdeutig ist und damit den Text,der sich nicht festlegen will und ziellos irrt,harmonisch konsequent umsetzt.Dass die Akkordfolge nicht funktional motiviert ist,heißt nicht,dass sie zufällig ist.Ihre Struktur ergibt sich aus zwei einfachen Überlegungen.Zunächst hat Lennon Dreiklänge gewählt,bei denen der Melodieton d akkordeigen ist.Die Reihenfolge der Akkorde ergibt sich daraus,dass sich bei Verwendung der Standardvoicings auf Gitarre eine reizvolle chromatisch fallende Oberstimme ergibt:Abbildung 3.11:» Strawberry Fields Forever « ,chromatisch fallende Oberstimme der Gitarren-Akkorde Diese Linie wird später den zentralen Gedanken des charakteristischen Mellotron-Intros bilden.Harmonik des Refrains Der Refrain ist eindeutig auf C bezogen,weist aber noch größere Strecken der harmonischen Unsicherheit auf als die Strophe.Nach den zwei Takten C wirkt der Wechsel zum nicht leitereigenen Klang Gm völlig überraschend und sehr effektvoll.Es ist einer der eindrucksvollsten Momente des Songs.Der Klang führt in eine nicht vorhersehbare,harmonisch fremde Welt.Seine Wirkung wird in den späteren Fassungen noch deutlicher herausgespielt.Der Wechsel steht an der Stelle im Text,an der Lennon uns aus der Realität in seine Welt des Traumes führt.Die Harmonik illustriert hier überzeugend die Textaussage.Funktional könnte man den Beginn des Refrains als Ausweichung nach Dm deu-ten.Gm wäre dann der Modulationsakkord,er ist sowohl Molldominante von C als auch Subdominante von Dm:C Gm A7 F A7 F C (C:)T d S T (Dm:)s D tP D tP