156 Analysen der Beispielsongs Abbildung 3.35:» Penny Lane « ,exaktere Akkordbezeichungen in den ersten beiden Takten Den G ]m7–Akkord mit einem eigenen Symbol zu bezeichnen,wäre nicht unbedingt notwendig,passt hier aber ins Bild:Der leitereigene Vierklang auf der sechsten Stufe wird nur über den absteigenden Bass erreicht,alle Akkordtöne bleiben liegen.Beim folgenden Wechsel nach C ]m wird nur ein Ton geändert.Dass der Akkord der rechten Hand keine Terz enthält,wird durch die Terz im Bass ausgeglichen.Der Akkord ist wieder ein leitereigener Vierklang und enthält neben der 7 zusätzlich die 11,eine im Jazz nicht ungewöhnliche Erweiterung eines Mollakkordes.Beim jetzt folgendenWechsel nach F ]bleiben zunächst wieder alle Akkordtöne liegen,wodurch die Dominante mit Quartvorhalt eingeführt wird.Die Akkordfolge,die ansonsten eindeutig dem Jazz entlehnt ist,bekommt dadurch einen leicht klassischen Akzent.Festzuhalten ist,dass McCartney hier keine originelle Klangfolge erfindet,son-dern anonymes Standardmaterial benutzt.Bemerkenswert ist aber,wie er dieses Material durch sorgfältig überlegte Stimmführungen ökonomisch realisiert.Zweiter Teil der Strophe Im vierten Takt wechselt die Tonika ihr Geschlecht von B zu Bm (s.Abb.3.31).Der Formeinschnitt wird sehr deutlich herausgespielt:Fast alle Begleitmuster wechseln und auch die Instrumentierung ändert sich deut-lich,wie die Tabelle der Instrumente und Formteile (Abb.3.3.5,S.177)zeigt.Das Verblüffende ist,dass man den Einschnitt dennoch kaum als solchen wahr-nimmt.Zwei wesentliche Elemente des Songs überspielen ihn nämlich:Melodie und Text.Melodisch erscheint das d,das denWechsel nach Moll anzeigt,erst zwei Takte später,und auch der sprachliche Bogen geht über den Wechsel hinweg.Der Text weist an dieser Stelle keinen Bruch auf,sondern fließt inhaltlich ohne merkbaren Einschnitt weiter:(B)Penny Lane there is a barber showing photographs of every head he’s had the pleasure to (Bm)know and all the people that come and go stop and say hello Riley behauptet,dass die harmonische Wendung inhaltlich vom Text motiviert sei und mit dem Wechsel ins Sentimentale (» the little children laugh at him behind his back « )und einer besonders scharfsinnigen Wendung (» and though she feels as if she’s in a play /she is anyway « )korreliere (vgl.Riley,207).Mir erscheint diese Argumentation jedoch nicht stichhaltig zu sein:Eben weil der Einschnitt nicht mit dem Text korreliert,nur auf die Musik beschränkt bleibt,fällt er so wenig auf.