4.1 Zusammenfassung 183 Lennon benutzt in » Strawberry Fields Forever « dagegen zwar häufig plagale Wendungen,aber keine dominantischen Kadenzen.Obwohl er nur einfache Gitar-renakkorde benutzt,ist die Harmonik streckenweise mehrdeutig,schillernd,nicht zielgerichtet.Die fehlende tonale Orientierung bewirkt dabei stellenweise eine ganz bewusst eingesetzte formale Verwirrung.Besonders deutlich werden die unterschiedlichen harmonischen Herangehenswei-sen am Intro von » Strawberry Fields Forever « .Lennons Gitarrenakkorde sind har-monisch mehrdeutig und streben keine eindeutige Tonika an.McCartney ändert die Akkordfolge nur ganz geringfügig ab,als er sie auf das Mellotron überträgt und erreicht damit eine eindeutige dominantische Zielorientierung auf die Tonika.Die unterschiedlichen harmonischen Arbeitsweisen sind konkrete Ausprägungen allgemeiner Grundhaltungen.McCartney orientiert sich eher an Vorhandenem,Tra-ditionellen:Er kennt die Regeln der Jazzharmonik und wendet sie an,um einen jazzigen Song zu schreiben.Lennon hingegen wendet sich vom Traditionellen ab und sucht das Neue.Er verweigert die Erfüllung kadenziell geprägter Hörerwartung und nimmt fremde (indische)Einflüsse auf.4.1.6 Instrumentation und Sound Auch bezüglich der Instrumentation ist ein grundsätzlicher Hang McCartneys zum Traditionellen zu erkennen.Er setzt häufig klassische Instrumente in seinen Songs ein;wenn er Geräuscheffekte verwendet,sind es in der Regel bekannte Klänge aus der Umwelt.» Penny Lane « zeigt das prototypisch durch den Einsatz der Piccolo-Trompete als Solo-Instrument und der Glocke,die immer dann erklingt,wenn der Text vom Feuerwehrmann und seinem Feuerwehrauto spricht.Lennon instrumentiert im Allgemeinen innovativer.Er setzt indische und elekro-nische Instrumente in seinen Songs ein,vieles davon wird an » Strawberry Fields Forever « deutlich.Mit der Svarmandal ist dort ein indisches Instrument zu hören,das Mellotron ist ein damals gerade neu entwickeltes elektronisches Tasteninstru-ment.Lennon besaß als einer der ersten ein solches Instrument und setzte es sofort in seinem Song ein.Typisch für ihn ist dabei,dass er das Instrument nicht nur benutzt,sondern gleich auch seine Grenzen bricht,indem er durch gezielte Fehlbe-dienung das Instrument dazu bringt,aleatorische Klangfolgen zu produzieren,die er auch in den Song übernimmt.Er benutzt nicht nur bekannte Geräusche,sondern setzt die Studiotechnik ein,um Klänge künstlich zu verfremden,wie z.B.bei den rückwärts abgespielten Becken-klängen auf » Strawberry Fields Forever « .Gerade die fremden und verfremdeten Klänge sind wiederum besonders geeignet,seinen Text umzusetzen,der von der fremden Welt des Irrealen,des Schlafes und Traumes handelt.Eng mit der Instrumentation verbunden ist der Sound,wobei man hier beson-ders am Gesangssound signifikante Unterschiede zwischen Lennon und McCartney ausmachen kann.Ebenso wie bei der Instrumentation bleibt McCartney auch in seinem Gesangssound traditioneller und realistischer.Der einfache,klare und prä-sente Sound von » Penny Lane « kann hier als beispielhaft gelten.Wenn McCartney in seltenen Fällen seinen Gesangssound verändert,dann um einen realistischen Ef-