184 Zusammenfassung und Interpretation fekt zu erzielen,wie z.B.die Nachahmung eines Grammophon-Sounds auf » Honey Pie « .Lennon dagen verfremdet den Klang seiner Stimme oft und stark.Gemeinsam mit den Tontechnikern erfindet er völlig neue,noch nicht gehörte,nicht-realistische,fremde Klänge.Diese Verfremdungen sind schlüssig,da es ihm im Gegensatz zu McCartney nicht darum geht,die Realität abzubilden,sondern seine Welt der Vor-stellungen,des Nicht-Realen,des Traumes und Rausches zu verklanglichen.An der Entwicklung von » Strawberry Fields Forever « ist abzulesen,wie er den einfachen,präsenten Klang der ersten Studioversion verwirft und in der zweiten Studiofas-sung durch einen viel weicheren,stark verhallten,psychedelischen Sound ersetzt,der dem Träumerischen und Irrealen des Textes entspricht.4.1.7 Stile Die Musik von Lennon und McCartney wurde durch viele Stile beeinflusst,wobei charakteristische Unterschiede im Umgang mit diesen Stilvorlagen auszumachen sind.Zunächst gibt es bestimmte Vorlieben:McCartney nimmt häufiger klassische Elemente auf (wie z.B.in » Penny Lane « )und hat eine Vorliebe für die englische Music-Hall-Tradition.Lennon dagegen greift Elemente der Avantgarde und der indischen Musik auf (beides in » Strawberry Fields Forever « ).Darüber hinaus gibt es aber noch wesentlichere Unterschiede im Umgang mit den Stilvorlagen.Für McCartney ist es typisch,dass er eine sehr breite Palette von Stilen beherrscht.Auch wenn er Stile originell mischen kann (wie z.B.Jazz und Klassik in » Penny Lane « ),zeichnet er sich im Besonderen dadurch aus,dass er es meisterhaft versteht,Stilkopien zu schreiben.Lennon hingegen benutzt auch Stilvorlagen,ahmt sie aber nicht nach,sondern bereichert mit ihnen seine eigene Ausdruckskraft und erzeugt eher Originale als Kopien.» Strawberry Fields Forever « ist ein Beispiel dafür:obwohl Einflüsse aus Folk,Avantgarde und indischer Musik zu erkennen sind,ist das Endergebnis etwas Neues,Eigenes,bisher nie Gehörtes.Deutlich wird das auch an seinen Blues-Songs wie z.B.» Yer Blues « :Er benutzt zwar das Blues-Schema als Vorlage,drückt ihm aber durch extreme metrische Komplexitäten,die dem Blues eigentlich fremd sind,seinen persönlichen Stempel auf.So ordnet sich der Umgang mit Stilen in die zwei Grundhaltungen der beiden Komponisten ein.Auf der einen Seite steht McCartneys Orientierung an traditio-nellen Vorlagen und seine Kompetenz und Lernbegierde,sich diese musikalischen Sprachen anzueignen.Auf der anderen Seite Lennons Neigung zum Innovativen und Ungewöhnlichen,aber auch sein Drang,sich selbst auszudrücken und allem dabei zwangsläufig seinen persönlichen Ausdruckswillen zu unterwerfen.4.1.8 Arbeitsweise im Studio Die ganz unterschiedlichen Arbeitsweisen bei den Studioaufnahmen korrelieren auf der einen Seite mit den verschiedenen Charakteren der beiden Komponisten,schla-gen sich auf der anderen Seite aber auch direkt im musikalischen Ergebnis nieder.