2.2 PSG-Soundchips (1977–1982) 15 mehr zusammengefassten Tonkanal wird eine höhere Auflösung der verfügbaren Töne möglich, was z. B. für Glissandi eine reizvolle Option ist. Der Pokey besitzt also verschiedene Modi der Polyphonie und Auflösung, unter denen je nach Einsatz gewählt werden kann: Es stehen entweder vier 8 Bit-, zwei 16 Bit- oder ein 16 Bit- und zwei 8 Bit-aufgelöste Kanäle zur Verfügung. Als Ein-gangstaktfrequenz kann zwischen 15 kHz, 64 kHz und 1,79 MHz gewählt werden.24 Zur weiteren Klangmanipulation besteht die Möglichkeit, die Klangkanäle 1 und 2 mit einem Highpass-Filter zu versehen, wobei hierfür die Frequenzen von Kanal 3 und 4 als Filtereckfrequenzen ›geborgt‹ werden. Die »Audio Channel Control«-Register AUDC1–4 steuern sowohl Lautstärke des Kanals als auch Art und Intensität des Rauschens. Die Lautstärke kann in 16 Schrit-ten geregelt werden, darüber hinaus stehen acht verschiedene Mischungs- und Stim-mungsverhältnisse von Rauschen und Tonkanal zur Verfügung, womit eine bedingte Auswahl der Klangfarbe möglich ist. Weitere Editierungsmöglichkeiten der Klang-parameter durch LFOs oder Hüllkurven sind hardwareseitig nicht vorgesehen. Die grobe Auflösung des Chips in nur 256 diskrete Tonhöhen führt zu einer für geübte Ohren wahrnehmbaren, ›schiefen‹ Stimmung, die aufgrund der wählba-ren Eingangstaktfrequenzen zwar abgemildert wird, jedoch selbst im 16 Bit-Modus erhalten bleibt, da die potenzierte Auflösung allein zu einer Mehrzahl verwend-barer Noten unterhalb des 8 Bit-Tonumfangs führt. So steht nur bei der 1,79 MHz-Eingangstaktfrequenz ein deutliches Plus an musikalisch verwertbaren Noten mit einer Grundfrequenz von unter 3500 Hz zur Verfügung. Sowohl die unsaubere Stimmung, als auch das bereits erwähnte 4 Bit-Sampling durch Modulation des Lautstärke-Registers sind in der Titelmelodie von Ghostbusters (Activision, 1984; n053b) für Atari 400/800 zu hören. In Spielautomaten werden mehrere Pokeys parallel eingesetzt, um Soundeffekte wie Musik gleichzeitig und in Stereo wiedergeben zu können. Ein bekanntes Bei-spiel ist der auf Vektorgrafik basierende Star Wars-Automat (Atari, 1983) mit insgesamt vier Pokeys (n003), welche neben der Musik auch die Soundeffekte ge-nerieren und von dem Sprachsynthesechip TI 5220 unterstützt werden (n004, vgl. Brandon & Fuller 1999). Der Pokey wird nach 1987 nicht mehr eingesetzt,25 Ata-ri- Spielautomaten ab Marble Madness (Atari, 1984) mit FM-Chips der Firma Yamaha versehen. Der mit dem Soundchip YM 2149 (vgl. nächstes Kapitel) aus-gestattete Atari St löst ab 1985 die Atari 8 Bit-Heimcomputer ab. 24 Der Pokey erzeugt je nach Taktfrequenz (Fin) im 8 Bit-Modus 256 Frequenzen zwischen 29 Hz und 7500 Hz (Fin=15 kHz), 125 Hz und 16 kHz (Fin=64 kHz) bzw. 3495 Hz und 89,5 kHz (Fin=1,79 MHz). Im 16 Bit Modus sorgt die o.g. Umrechnungsformel für eine deutlich höhere Anzahl von Tönen unterhalb der tiefsten Frequenzen des zur jeweiligen Eingangstaktfrequenz gehörenden Tonumfangs. 25 In diesem Jahr erscheint die letzte Modellrevision der Atari 800-Nachfolger, der Atari XE GS (vgl. Forster 2005: 38)