40 Technische Voraussetzungen: Soundchips verfahren an anderer Stelle bereits ausreichend dokumentiert sind und weniger Eigenarten besitzen als die PSGs mit ihren deutlichen Beschränkungen. 2.5.1 Das NEC PC-Engine: zwischen PSG-Sound und Sampling Die Soundhardware des PC-Engine markiert im Kanon der verschiedenen Soundchips einen Zwischenschritt, bietet es doch erstmals die Möglichkeit, auf sechs Kanälen 32 Byte lange Wellenformen mit einer 5 Bit-Auflösung abzu-spielen. NEC PC-Engine (1987) CPU; Takt- HuC6280; 7,16 MHz frequenz RAM 8 kB + 64 kB VRAM Datenträger HuCards Kapazität bis 2,5 MB 75 Ein Verfahren, welches dem Wavetable-Kanal des Game Boys ähnelt. Die Klangerzeugung erfolgt dabei nicht in einem Soundchip, sondern ist Teil des HuC6280-Custom Chips (vgl. Forster 2002: 129), dem Hauptprozessor der Konso-le. Sowohl Sampling als auch FM-Synthese bietet die Klangerzeugung optional an, wodurch der Soundchip aus technikhistorischer Perspektive interessant wird: Die Kanäle 0 und 1 lassen sich zu einem FM-Kanal zusammenfassen, außerdem kann jeder einzelne Kanal in den »Direct D/A«- Modus geschaltet werden, wodurch nicht der 32 Byte große Sample Buffer ausgelesen wird, sondern die Klangdaten di-rekt vom Speichermodul zum Soundmixer geschickt werden. Dieses Verfahren wird aufgrund der beschränkten Speicherkapazität der Spielmodule vor allem für kur-ze Sounds, in größerem Rahmen erst auf den CD-ROM basierten Ausbauoptionen und Nachfolgekonsolen des PC-Engine eingesetzt.76 Die Kanäle 4 und 5 können optional weißes Rauschen wiedergeben. Wie auch bei den in den vorigen Kapiteln behandelten Soundchips werden die Tonhöhen des HuC6280 nach dem Frequenz-divisionsverfahren berechnet,77 welches nach Clifford (o. J.) zu 4095 verschiedenen Tonhöhen zwischen 27,3 Hz und 111,871 kHz führt. Die Klangcharakteristik der auf den Wavetable-Wellenformen basierenden Mu-sik auf dem PC-Engine ähnelt der mit denselben Klangerzeugungsverfahren ar-beitenden digitaler Synthesizer der 1980er Jahre.78 Viele der in Spielmusiken auf dem PC-Engine verwendeten Wellenformen sind von ihrem Charakter her auch den von FM erzeugten relativ nah. So werden z. B. häufig glockenartige Klang-farben benutzt, ohne dass diese jedoch ähnlich komplexe Klangverläufe wie die FM-Klänge besitzen. Es werden auch mit den PSGs vergleichbare, simple Wellen-formen benutzt. In online Spielmusik-Archiven finden sich eine Reihe von Stücken 75 Clifford führt folgendes Beispiel für Hexadezimal-Werte an, die bei der Auflösung von 5 Bit (0-31) eine quasi-Sinuswelle beschreiben würden: 0f,12,15,17,19,1b,1d,1e,1e,1e,1d,1b,19,17,15,12,0f,0c,09,07,05,03,01,00,00,00,01,03,05,07,09,0c. In Dezimalzahlen übersetzt: 16,18,21,23,25,27,29,31, 31,31,29,27,25,23,21,18,16,12,09,07,05,03,01,00,00,00,01,03,05,07,09,12 76 Nachfolger wie das PC-Engine Super Grafx (1989), die CD-ROM-Erweiterung PC-Engine CD-ROM 2 (1988) bis zum PC-Engine Duo-RX (1994) erscheinen allesamt nur in Japan (vgl. Forster 2005 S.119). 77 Laut Clifford (o. J.) lautet die Formel für die Tonhöhenberechnung: Fout = 3580000 32N , wobei N dem 12 Bit-Wert des Tonhöhen-Registers entspricht. Eventuell ist die halbierte Taktfrequenz des PC-Engines von Clifford auf 3,58 MHz gerundet worden, womit die Werte nicht genau wären. 78 Wie z. B. dem Korg DW-8000. Ähnlich umfangreiche Möglichkeiten zur Klangbearbeitung durch Filter etc. bietet die Klangerzeugung des PC-Engine jedoch nicht.