2.6 Vom PC-Speaker bis General MIDI: Klangerzeugung im PC (1981–1994) 57 2.6.4 Die Wavetable-Synthesizerkarten von Roland Der Synthesizer-Produzent Roland veröffentlicht 1988/89 mit der Lapc-1 eine Soundkarten-Version der in populären Roland Synthesizern (z. B. dem D50) ver-wendeten LA (Linear Arithmetic)-Synthese. Diese basiert auf 8 Bit PCM-Samples, von denen jeweils bis zu vier in verschiedenen »Structures« zu einem Patch zu-sammengefasst werden. Die Lapc-1 bietet 32 verfügbare Stimmen, 256 Preset- Instrumente, die Möglichkeit, eigene Patches zu erstellen sowie einen integrierten Hall-Effekt, womit diese Karte den auf FM-Synthese basierenden Konkurrenzpro-dukten klanglich weit voraus ist. Eine 12 Bit D/A-Wandlung und 32 kHz Sampling- Frequenz sind zudem technische Werte, die den vergleichsweise hohen Preis recht-fertigen. Das Soundmodul Roland MT-32 basiert wie die Lapc auf der LA-Synthese, besitzt jedoch nur 128 Preset-Instrumente und bietet keine Möglichkeit, eigene Patches zu erstellen. Abermals ist es ein Abkommen mit dem amerikanischen Spielehersteller Sierra, der diesen Karten zu einem großen Bekanntheitsgrad ver-hilft. So werden Lapc-1 und MT-32 ab dem Spiel King’s Quest IV (Sierra, 1988) zum Standard für die Musik-Wiedergabe des Spieleherstellers, was für die ersten orchestralen Soundtracks in PC-Spielen sorgt. Die Spielmusik-Versionen für OPL 2, SN 76489 oder PC-Speaker stellen bei ent-sprechenden Spielen somit zumeist Umsetzungen der ›originalen‹ Lapc-Versionen dar. Sierra wird darüber hinaus Vertriebspartner für das MT-32 in Amerika. Die der Konkurrenz überlegene Klangqualität führt dazu, dass beide Modelle in der Folge auch von vielen anderen Herstellern unterstützt werden. Gerade in der Anfangszeit entsteht dabei ein großer Unterschied zwischen der klanglichen Unter-malung und der rudimentären grafischen Repräsentation, die bei den ersten Titeln mit Roland-Unterstützung wie Silpheed (Sierra, 1988) allenfalls im CGA bzw. EGA Standard (max. 16 Farben bei max. 640x400 Pixeln Auflösung) möglich ist. Das Verfahren der LA-Synthese verwendet verschiedene Samples für die einzel-nen Hüllkurven-Phasen eines Sounds. Für die Attack- und Decay-Phase werden bei-spielsweise Anblas-Geräusche eingespielt, für die Release-Phase ein Nachhall o. ä. Zwischen den bis zu vier Einzel-Samples, die einen Patch ergeben, wird zudem teil-weise interpoliert, was jedoch die Anzahl der verfügbaren, gleichzeitig klingenden Stimmen von 32 auf bis zu acht reduziert. Berühmt geworden ist neben dem für damalige Verhältnisse realistischen Eigenklang die häufige Verwendung des Hall- Effekts in Computerspielmusik für Roland-Soundkarten.112 2.6.5 Die Entwicklung der PC-Soundkarten über 1991 hinaus Bis 1991 bestimmen die vorgestellten Modelle von Ad Lib, Sound Blaster und Roland den Markt der Soundkarten für PCs, wobei durch eine Fülle von kom-patiblen Karten der Sound Blaster-Standard mit Abstand am erfolgreichsten bleibt. Die Roland-Soundkarten erfahren aufgrund ihres relativ hohen Preises nur wenig Absatz, werden jedoch von vielen Spieleherstellern unterstützt. 1991 erschei-nen gleich mehrere Nachfolge- bzw. Konkurrenzprodukte, wie die Ad Lib Gold, 112 Die Titelmelodie von Star Wars: X-Wing (Lucas Arts, 1993, n015) illustriert die gute Qualität der Orchesterinstrumente, der Hall-Effekt dominiert u.a. das Klangbeispiel n088 aus The Secret of Monkey Island.