106 Populäre Soundchip-Musik den Audienz rezipiert worden. Gleichzeitig entsteht mit dieser Szene ein erster, von ihrer Nutzung in Computerspielen emanzipierter soziokultureller Rahmen für Soundchip-Musik. In diesem wird sie jedoch ebenfalls unter stark funktionalisti-schen Aspekten verwendet, nämlich um die selbstgeschriebenen Demos möglichst ressourcensparend musikalisch zu untermalen.2 Parallel wird mit den sog. Music Disks eine erste eigenständige Form der Distribution von Soundchip-Musik gefun-den. 3 Auch die populäre Soundchip-Musik, setzt auf Hörerseite eine gewisse Affinität mit dieser bzw. den entsprechenden Klängen voraus, was ihre Hörerschaft bzw. Nut-zergruppe ebenfalls begrenzt. Ihre Wurzeln als Element eines digitalen Unterhal-tungsproduktes mit eingeschränktem Rezipientenkreis spielen somit eine entschei-dende Rolle in ihrer historischen Entwicklung, auch wenn ihre »Sound Culture« mittlerweile in einem breiteren Rahmen wahrgenommen wird.4 Im Folgenden wird das Konzept der »Sound Culture« vorgestellt und für Soundchip-Musik erläutert. Ihr folgt die Benennung der technischen Verfahrensweisen und Tools, welche die Grundlage der populären Soundchip-Musik bilden. Im Anschluss sollen die beiden ästhetischen Haupt-Konzepte, Chiptunes und Micromusic voneinander abgegrenzt und beschrieben werden. 2 Anders als die später entstehende Tracker-Szene (vgl. Kapitel 2.5.3, S. 45), bei der die Kom-position von samplebasierter Musik weniger von einem möglichst sparsamen Umgang mit Ressourcen geprägt ist. 3 Auf diesen Floppydisketten begleitet eine grafische Player-Software den jeweiligen »Release« der Music Group. 4 Die »Sound Culture« von Soundchip-Musik hat mittlerweile auch im Mainstream-Pop- Business Fuß gefasst: Das Lied »Girl« des amerikanischen Musikers Beck (Auf dem Album »Guero«, erschienen bei Interscope, 2005) benutzt den Game Boy als einleitendes Instru-ment sowie für Rhythmus-Elemente im Hintergrund. Auf der Maxi »Hell Yes« befinden sich außerdem zwei Micromusic-Remixe von Beck-Titeln der Formation »8Bit« sowie zwei des schwedischen Künstlers »Paza« (ebenfalls erschienen bei Interscope, 2005).