- 167 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (166)Nächste Seite (168) Letzte Seite (507)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

das sogenannte MUSICAM-Verfahren zum Einsatz. Damit lassen sich z. B. bis zu 6 Stereo-Radioprogramme in Fast-CD-Qualität sowie netto ca. 48 Kbit/s an zusätzlichen Datendiensten auf einem einzigen DAB-Kanal übertragen. Ist man mit Mono-Programmen bzw. einer niedrigeren Audio-Qualität zufrieden (z. B. für Nachrichtenprogramme), so lässt sich die Anzahl der übertragbaren Programme bzw. die Übertragungsrate für zusätzliche Dienste entsprechend erhöhen. Der aktuelle Aufbau des Ensembles wird dabei im FIC übertragen, so dass sich das System flexibel den jeweiligen Anforderungen anpassen lässt.

Für die Übertragung des DAB-Datenstroms, der über schnelle Datennetze und Multiplexer in das Sendernetz eingespeist wird, kommt das oben bereits erwähnte COFDM-Verfahren zum Einsatz. Hierbei wird der DAB-Kanal in eine große Anzahl unabhängiger Teilkanäle unterteilt (z. B. 1536 bei „Übertragungsmodus I“, der üblicherweise im Band III zum Einsatz kommt). Durch „Verwürfelung“ des Gesamtdatenstroms auf die einzelnen Trägerfrequenzen und verschiedene Fehlerkorrekturverfahren erreicht man eine hohe Übertragungssicherheit (diese wird auch benötigt, da man bei Empfangsstörungen im Gegensatz zum analogen Rundfunk hier mit einem plötzlichen Totalausfall konfrontiert wird). Insbesondere wird durch die Verwürfelung sichergestellt, dass nicht einzelne Programme/Dienste durch Störungen in einzelnen Trägerfrequenzen überproportional betroffen werden.

Eine der wichtigsten Eigenschaften des DAB-Systems, über die weder analoge noch andere digitale Übertragungsverfahren verfügen, ist die Nutzung der Mehrwegeausbreitung. Diese wird ermöglicht durch ein sogenanntes Schutzintervall, mit dem aufeinanderfolgende COFDM-Symbole voneinander getrennt werden. Die durch die Aufteilung auf eine große Anzahl von einzelnen Trägerfrequenzen erreichte relativ niedrige Übertragungsrate je Teilkanal ermöglicht hinreichend große Werte für das Schutzintervall; im Übertragungsmodus I beträgt das Intervall beispielsweise 246 ms. Alle Signalanteile, die innerhalb dieses Intervalls von verschiedenen Quellen (z. B. verschiedene Sender, an Bergen reflektierte Signale, etc.) eintreffen, rufen nicht die beim analogen Rundfunk gefürchteten Interferenzen und damit eine teilweise oder völlige Auslöschung des Signals hervor, sondern addieren sich und führen damit sogar zu einer Verstärkung des Gesamtsignals. Dadurch wird es insbesondere möglich, flächendeckende Gleichwellennetze (SFN = „Single Frequency Networks“) aufzubauen, deren Sender alle auf dem gleichen Kanal das gleiche DAB-Ensemble übertragen, was die notwendige Leistung der einzelnen Sender reduziert und einen wesentlich frequenzökonomischeren Betrieb des Netzes ermöglicht. Um diese Systemeigenschaft jedoch gut ausnutzen zu können, werden neuartige Planungsverfahren benötigt, auf die wir in Abschnitt 4 eingehen.

3.  Anwendungen

Die primäre Anwendung von DAB als einem Hörrundfunksystem ist natürlich die Übertragung von Audio. Dies wird, wie bereits erwähnt, mit einer Variante des MPEG-Verfahrens, nämlich MPEG 1 Audio Layer 2 a.k.a. „MUSICAM“ bewerkstelligt. (Im Internet sorgt gerade eine andere Variante dieses Verfahrens, nämlich der auch kurz als „MP3“ bezeichnete Audio Layer 3 für Furore.) Durch Einsatz verschiedener Datenreduktionsverfahren u. A. auch auf Grundlage psychoakusti-


Erste Seite (1) Vorherige Seite (166)Nächste Seite (168) Letzte Seite (507)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 167 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music