- 247 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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trennen und beispielsweise der Anteil eines Toningenieurs am Erfolg einer Produktion häufig gewichtiger als der des Texters oder des Komponisten. Es wird immer schwieriger, die einzelnen Kategorien Komposition, Arrangement und Sound zu trennen. Insofern erübrigen sich Bewertungskriterien der Verwertungsgesellschaften zum Teil bereits heute.

Die technischen Möglichkeiten lassen es zu, daß die auditive Klanggestaltung im analogen Zugriff auf Musik wieder in den Mittelpunkt rückt. Die elektrische Digitalisierung revidiert damit die geistige Digitalisierung entscheidend durch zwei Faktoren:

  1. Die immer weiter fortschreitende Verfeinerung von Rasterung und Schrittweiten führt letztendlich zu einer Rückeroberung des Klangkontinuums23
    23
    Flender & Heuger a.a.O., S. 444f.
    .
  2. Die ,Entabsolutierung‘, also die Relativierbarkeit und beliebige Verschiebbarkeit und Manipulierbarkeit, läßt Ankerpunkte ihre Absolutheit verlieren.

Diese Re-Analogisierung geht aber nicht zu Lasten der Exaktheit, denn im Inneren bleibt das Medium digital, womit es letztendlich die Vorteile von analogen und digitalen Elementen vereinen kann.

Jugendliche können ihre Bedürfnisse im analogen Zugang zur Musik inzwischen dank Medienhilfe jedenfalls weitgehend selbst organisieren und lösen damit die Krise der Musikpädagogik auf ihre Weise. An gegenwärtig sich vollziehenden Entwicklungen auf dem Gebiet der Popularmusikkultur sind Merkmale einer neuen analogen Umgangsform ohne Umwege über das Abstrakte zu beobachten, die in der Lage sein werden, die beschriebene Digitalisierung zu konterkarieren. Musik beliebiger Komplexität ist bereits heute mit dem digitalen Medium herzustellen.

Das Medium der Global Music wird schließlich nur noch im Verborgenen digital sein. Die beliebige und zeitunabhängige Formbarkeit des elektrischen Digitalmediums wird die analogsten Schnittstellen zwischen Mensch und Musik hervorbringen, die es je gab.

Diese Faktoren müssen Berücksichtigung finden, vielleicht können sie sogar den Weg weisen beim Versuch der „Rettung des Abendlandes“, oder vielmehr seiner Musikkultur, wie der Deutsche Musikrat sie versteht. Der Beschluß seiner Generalversammlung vom 31. 10. 1998 klingt jedenfalls alarmierend:

„Der Deutsche Musikrat stellt mit Sorge fest, daß sich die gesellschaftliche Musikpraxis sowie das musikalische Lernen auf allen Ebenen und die Ausbildung zur Musiklehrerin und zum Musiklehrer in einem Maße auseinanderentwickelt haben, daß eine Neubestimmung dieses Verhältnisses und Konsequenzen für die Ausbildungsinstitutionen unabweisbar sind, soll nicht die musikalische Bildung im Ganzen gefährdet sein.“24

24
Deutscher Musikrat: Empfehlungen zur Reform der Ausbildung für musikpädagogische Berufe laut Beschluß der Generalversammlung vom 31. 10. 1998. http://www.deutscher-musikrat.de/empf.htm. URL vom 24. 1. 1999.


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