selbstverständlich genauso einen Einfluß auf die Qualität der Reproduktion haben, wie
dies beim Spiel durch einen Menschen der Fall sein würde. Andererseits ist hier ein
gewisser Grad an Ungenauigkeit manchmal sogar erwünscht. Denn es ist beispielsweise ja
gerade das individuelle Chaos der Ausgleichsschwingungen in den ersten Millisekunden
nach dem Anregen der Saiten, welches den individuellen Klangcharakter eines
bestimmten Instruments stark prägt, und dies von einem elektroakustisch reproduzierten
Derivat unterscheidet.
2.3. Elektronische Verarbeitungsebene
Hier beginnen spezifische Ungenauigkeiten von hybriden Klavieren erfaßbar
und teilweise beeinflußbar zu werden, obwohl sie im Kern nach wie vor
mit solchen anderer Reproduktionssysteme vergleichbar sind. So hat z. B.
die berüchtigte Langsamkeit des General-MIDI (GM)-Standards auf die
Verarbeitungsgenauigkeit durch die Control-Unit (CU) eines hybriden Klaviers nicht
andere Auswirkungen, als auf die Ansteuerung eines Tongenerators durch ein
Master-Keyboard.5
- Man darf nie die Tatsache aus den Augen verlieren, daß in den achtziger Jahren der
MIDI-Standard durch verschiedene Hersteller in einer Zusammenarbeit überhaupt erst
entwickelt wurde, und dies geschah nur, um eine problemlose Kommunikation zwischen
allen Geräten und Instrumenten zu ermöglichen – wobei eben auch Abstriche gemacht
werden mußten. Bei einer Übertragungsgeschwindigkeit von 31.250 Bits/sec (Baud) entstehen
im MIDI-System Signalverarbeitungszeiten von mindestens einer Millisekunde pro Ton.
Vgl.: Georges/Merck, Keyboards, MIDI, Homerecording, München 1989, S. 159ff. Für
eine Beschreibung von technischen Abläufen, Funktionsweise von Solenoiden etc. siehe:
Moog/Rhea, Evolution of the Keyboard Interface: The Boesendorfer 290 SE Recording
Piano [. . . ], in: Computer Music Journal, Nr. 14/1990, S. 52–60. Ergänzende Angaben
hierzu finden sich unter: www.kfs.oeaw.ac.at/goebl. Hier wird übrigens eine Konstruktion
von Durchschnittsversionen anhand verschiedener Interpretationen zweier Klavierstücke
von Frederic Chopin vorgestellt (Ballade op. 38, F-Dur und Etude op. 10/3, E-Dur).
Werner Goebl verdanke ich auch den Hinweis auf die folgende Publikation: Palmer/Brown,
Investigations in the Amplitude of Sounded Piano Tones, in: JASA 1990, S. 60–66.
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Ich vermute
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