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kaum noch wegzudenken und dienen mit Internetanschluß als Informations- und Kommunikationsmittel.

In den Geisteswissenschaften beginnt sich der Computer als zweifaches Werkzeug zu etablieren. Auf der einen Seite besticht er dadurch, daß er in kürzester Zeit große Datenmengen durchsuchen und auswerten kann und dadurch dem Menschen stupide oder ansonsten nicht zu bewältigende Arbeit abnimmt. Auf der anderen Seite kann man sich seine unbestechliche Exaktheit zunutze machen um operationalisierbare Theorien in zwei Schritten zu überprüfen. Der erste Schritt, eine Theorie auf dem Computer zu implementieren, ist bereits der Beweis dafür, daß die Theorie operationalisiert, d. h. exakt formuliert ist. Der zweite Schritt, die Theorie selbst auf ihre Korrektheit hin zu überprüfen, besteht darin, das Computerprogramm mit unterschiedlichen Daten zu füttern und zu prüfen, ob die Ergebnisdaten mit der Erwartung übereinstimmen.1

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Dies ist eine vereinfachte Situation. Tatsächlich hat man manchmal (etwa bei der HarmoRubette) nur eine grobe Vorstellung davon, was das Ergebnis einer neuen Theorie sein wird. In diesem Fall helfen Plausibilitätschecks mit einfach konstruierten Beispielen die Programmierfehler zu eliminieren. Danach kann man in komplizierteren Beispielen explorativ ein Gefühl für das differenzierte Verhalten der Theorie entwickeln.

Dabei ist entgegen bestehender Vorurteile zu bemerken, daß die operationalisierbaren Theorien nicht unbedingt die weniger interessanten Theorien sind. In der Computerlinguistik etwa werden Theorien einerseits operationalisiert, um sie in Anwendungen der automatischen Sprachverarbeitung verfügbar zu machen, andererseits zeigt sich aber auch, daß durch den Zwang zum Operationalisieren einige Phänomene der Sprache erst richtig erkannt werden und sich so interessante neue Forschungszweige eröffnen.

Die Ergebnisse reiner Computerexperimente, nämlich Daten, die nur auf anderen Daten und einer Berechnungsvorschrift basieren, haben gegenüber Experimenten, in denen menschliche Kompetenz stark involviert ist, den Vorteil, daß sie reproduzierbar und damit prinzipiell intersubjektiv verifizierbar sind. Daß in den Ausgangsdaten von Menschen kodiertes Wissen stecken kann, ist dabei nicht ausgeschlossen. So wird eine Theorie der Umwandlung von phonetisch transkribierten Lautsignalen in Text sinnvollerweise zunächst mit von einem Menschen kodierten und geprüften Daten getestet. Später kann die Umwandlung von Lautsignalen in phonetischen Text von einem anderen Programm geleistet werden und beide Programme zusammen können so als Anwenderprogramm zum Diktieren angesehen werden. Diese Verknüpfung und Weiterverwendung von Theorien wird uns später (Abschnitt 5) noch beschäftigen.

2.  Das Protokoll zu einem Computer-Experiment

Damit ein Experiment technisch und inhaltlich nachvollzogen werden kann, gibt es in der experimentellen Physik zwei Arten von Protokollen: das Verlaufs- und das Ergebnisprotokoll. Das Verlaufsprotokoll enthält Informationen über die verwendeten Geräte, deren Genauigkeit, die Reihenfolge und den zeitlichen Ablauf der Beobachtungen, sowie die Meßdaten und die Namen der verantwortlichen Experimentatoren. Das Ergebnisprotokoll enthält eine Darstellung der zugrunde gelegten


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